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Einsatz in Krisen- und Konfliktregionen erfordert hochqualifizierte Chirurgen

14.12.2014 22:33
Bei Bundeswehreinsätzen in Krisen- und Konfliktgebieten versorgen Chirurgen die verletzten Einsatzkräfte der eigenen und teils auch der verbündeten Streitkräfte und wenn möglich auch die zivile Bevölkerung. Die Umstände vor Ort fordern die Ärzte fachlich und psychisch in hohem Maße. „Die Bedeutung dieses anspruchsvollen Arbeitsfeldes wird vielfach unterschätzt, dementsprechend ist es auch hier notwendig, den chirurgischen Nachwuchs gut auszubilden und zu versuchen, motivierend einem möglichen Mangel entgegenzuwirken“, sagt Professor Dr. med. Peter M. Vogt, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Um die chirurgische Versorgung der Soldaten auch zukünftig zu sichern, müssen sich auch weiterhin junge Ärzte für diesen Berufsweg entscheiden.

Ob in Afghanistan, Afrika oder aktuell beim Nato-Einsatz an der türkisch-syrischen Grenze: Nicht nur Klima, Infrastruktur und Arbeitsmittel unterscheiden sich in Krisen- und Konfliktregionen oft erheblich von den Bedingungen in der Heimat. „Die Arbeit in diesen Regionen ist für Ärzte eine fachliche, vor allem aber auch große persönliche und menschliche Herausforderung“, sagt Oberstabsarzt Dr. med. Gerhard Achatz von der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Rekonstruktive und Septische Chirurgie, Sporttraumatologie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm.

Chirurgen der Bundeswehr arbeiten in Auslandeinsätzen meist in Zweierteams, bestehend aus einem älteren, erfahrenen und einem jüngeren Kollegen. In Krisen- und Konfliktregionen begegnen sie dabei Verletzungen, die im Klinikalltag in Deutschland eher selten sind: „Schuss- und Explosionsverletzungen im Sinne von penetrierenden Verletzungen kommen dort häufiger vor, aber auch alle anderen Arten von Verletzungen, so dass sich das operative Spektrum gegenüber der geregelten Arbeit in der Klinik zu Hause erweitert“, beschreibt Achatz, der selbst schon für die Bundeswehr in Afghanistan und dem Kosovo im Einsatz war. Das erfordere vom Chirurgen eine breit angelegte Ausbildung, um die sogenannte Einsatzchirurgie abbilden zu können. In den meist sechswöchigen Einsätzen steht das chirurgische Team rund um die Uhr bereit, um im Ernstfall sofort zu operieren. In diesem ungewohnten Umfeld erleben sie mitunter dramatische Einzelschicksale und Verletzungen oder sogar den Tod von Kameraden. „Das erhöht im Einsatz in Krisen und Konfliktregionen auch für die dort tätigen Mediziner die psychische Belastung“, so Achatz, der zudem auch das Perspektivforum Junge Chirurgie bei der DGCH leitet: eine Vertretung des Nachwuchses innerhalb der DGCH, die sich in ganz besonderem Maße um die Belange des Nachwuchses, gerade für den Bereich Aus- und Weiterbildung, annimmt und bemüht.

„Für Operationen bei Bundeswehreinsätzen brauchen wir hochqualifizierte Chirurgen mit einer gut strukturierten, breiten notfallchirurgischen Ausbildung“, sagt DGCH Präsident Professor Vogt von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die meisten Chirurgen, die Kriseneinsätze begleiten, bildet die Bundeswehr selbst aus. Ein Teil kommt auch als Seiteneinsteiger aus den zivilen Versorgungsstrukturen zur Bundeswehr. Nicht wenige von ihnen wählen diesen Weg, weil sie die fachliche Vielfalt im Auslandeinsatz und die dazu notwendige komplexe und breite chirurgische Ausbildung im Vorfeld anspricht, die der spezialisierten Chirurgie in den normalen Kliniken in der Heimat gegenübersteht. „Die zivile Chirurgie kann von der Wehr-Chirurgie viel lernen, etwa über bestimmte Arten von Verletzungen, die in diesem Bereich besonders häufig versorgt werden“, so Professor Vogt. Ob nun bei der Bundeswehr oder auf dem zivilen Arbeitsmarkt: „Insgesamt entscheiden sich heute zu wenig angehende Ärzte für die Chirurgie“, bedauert der DGCH Präsident. Denn nicht nur hierzulande, sondern auch bei Kriseneinsätzen im Ausland, sind Chirurgen aus Deutschland gefragt. Die DGCH unterstützt deshalb aktiv den ärztlichen Nachwuchs und setzt sich für deren bestmögliche Ausbildung ein.