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Neujustierung der Pflegepolitik notwendig

30.03.2015 17:44
In der aktuellen Diskussion um die Pflege wird die vollstationäre Pflege häufig als minderwertig dargestellt. Demgegenüber wird insbesondere auch in öffentlichen Debatten durch die Politik die ambulante oder auch die Pflege im eigenen Haus durch die Angehörigen oftmals als die wünschenswertere Form der Pflege gepriesen. Dies kritisierte der Branchenverband SPECTARIS in einem Positionspapier anlässlich der Messe Altenpflege, die vom 24. bis 26. März in Nürnberg stattfand

Auch durch Beiträge der Medien, die meist einseitig nur von Missständen in Pflegeheimen berichten, wird der Eindruck einer minderwertigeren Versorgung in der vollstationären Pflege noch bestärkt, heißt es in dem Positionspapier. Das Prinzip, dass die häusliche bzw. ambulante Pflege vor der stationären Pflege steht, greift nach Ansicht von SPECTARIS zu kurz. Vielmehr müssten die beiden Formen ebenso wie gemischte Pflegelösungen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Darüber hinaus gebe es keine validen Studien darüber, dass die ambulante Pflege per se einen höheren Qualitätsstandard aufweise als die vollstationäre Pflege. Beide Versorgungsformen hätten ihre Vorteile, so Marcus Kuhlmann, Leiter des Fachverbandes Medizintechnik bei SPECTARIS: „Während für die ambulante Pflege tendenziell spricht, dass sich die zu pflegende Person in vertrauter Umgebung befindet und von ihr in der Regel nahestehenden Familienangehörigen gepflegt werden kann, liegen die Vorteile der vollstationären Pflege insbesondere darin, dass eine Einbindung in andere medizinische Versorgungskanäle leichter möglich ist als bei der häuslichen Pflege und das Pflegepersonal eine qualifizierte Ausbildung aufweist.“

Gute Pflege kostet Geld, unabhängig ob diese ambulant oder vollstationär erfolgt, vor allem dann, wenn man an eine „Pflege daheim“ dieselben (Qualitäts-)Anforderungen stellt wie an eine Pflege im Heim, heißt es in dem Papier weiter. Sowohl in die Ausbildung des Pflegepersonals als auch in die Ausstattung der Pflegeeinrichtungen müsse noch mehr als bisher investiert werden. Darüber hinaus brauche es unabhängig von der Pflegeform bessere und regelmäßige sowie flächendeckende Kontrollen in Verbindung mit unangekündigten Stichproben durch die Medizinischen Dienste der Kranken- und Pflegekassen, um den zu Pflegenden zukünftig ein Höchstmaß an Qualität in der Pflege garantieren zu können.

„Um dem demografisch bedingten Anstieg der Pflegebedürftigen standhalten zu können, werden zukünftig mehr denn je sämtliche Formen der Pflege gebraucht. Es bedarf daher einer Neujustierung der Pflegepolitik, bei der keine Pflegeform der anderen undifferenziert vorgezogen wird. Eine Diskreditierung der vollstationären Pflege ist dabei erst Recht kontraproduktiv“, so Kuhlmann abschließend.

Das Positionspapier kann hier heruntergeladen werden