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Personalquotierung in der Pflege als falsches Signal

04.05.2016 16:01
"Das war kein guter Tag für die Charité und die deutsche Krankenhauslandschaft" kommentiert der Gesundheitsunternehmer und Vorsitzender der Initiative Gesundheitswirtschaft e. V., Prof. Heinz Lohmann, den am 29. April abgeschlossenen Tarifvertrag mit weitreichenden Regelungen zur Mindestpersonalbesetzung in der Pflege. Er widerspricht damit den Berliner Senatoren für Wissenschaft und Gesundheit, Sandra Scheeres (SPD) und Mario Czaja (CDU), die sich in ihren Stellungnahmen von dem Tarifabschluss eine positive Signalwirkung erhoffen.

Es sei kein Zukunftskonzept, eine antiquierte Prozessorganisation und eine unzureichende technische Ausstattung einfach durch mehr Personal auszugleichen. Prof. Lohmann deutlich: "Anstatt in die Modernisierung der Arbeitsbedingungen für die Pflege zu investieren, wird viel Geld für mehr Personal ausgegeben, das dann in den nachweislich unzulänglichen Strukturen verschlissen wird". Zudem werde schon in Kürze zusätzliches Personal nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Deshalb gehe es jetzt darum, die verfügbaren Mittel dafür einzusetzen, durch Nutzung fortschrittlicher Methoden und Technologien, insbesondere solcher, die sich aus der Digitalisierung der Arbeitswelt ergeben, auch die Pflege an den innovativen Entwicklungen teilhaben zu lassen.

 

"Quotierungsregelungen sind gefährlich", so Prof. Lohmann. Sie brächten für die nachhaltige Entlastung nichts. Im Gegenteil würden sie dazu führen, die Pflege aus dem Modernisierungsprogramm der Krankenhäuser auszuklammern. Wenn eine bestimmte Anzahl von Pflegekräften künftig sowieso beschäftigt werden müsste, würden ihnen eher derzeitige Aufgaben anderer Berufsgruppen übertragen, da diese ja weiterhin ihren Beitrag zur notwendigen Rationalisierung leisten müssten.

Der IGW-Vorsitzende fordert Politik, Gewerkschaften und Kliniken auf, statt der Quotierung die Pflegekräfte in den Modernisierungsprozess der Krankenhäuser intensiv einzubeziehen. Die von der Initiative Gesundheitswirtschaft vorgelegten Thesen zur Pflegeentwicklung (PDF) enthalten alle notwendigen Stichworte für diese Diskussion.

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