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Pflege-Risiko mindern: Positive Haltung zur eigenen Gesundheit essenziell

07.09.2015 10:31
Pflegebedürftigkeit ist nicht nur Schicksal. Durch Beeinflussung von Risiken und Ressourcen kann die Entstehung von Pflegebedarf verzögert, gemindert oder sogar vermieden werden. Dies geht aus einer gemeinsamen Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) und des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité hervor. Subjektives Gesundheitsempfinden spielt bei der Entstehung von Pflegebedarf eine zentrale Rolle.

„Unsere Studie zeigt: ein positiver Umgang mit gesundheitlichen Krisen und Einschränkungen kann dazu beitragen, das Risiko von Pflegebedürftigkeit abzufedern. Dazu müsste die Selbstständigkeit sowie das Wohlbefinden der Menschen viel stärker als bisher in der pflegerischen Versorgung gefördert werden. Dazu gehört auch, trotz Pflegebedürftigkeit, die Pflege von sozialen Beziehungen und Interessen möglich zu machen“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. Das Pflegerisiko für ältere Menschen, die ihre eigene Gesundheit als schlecht oder sehr schlecht einschätzen, sei knapp vierfach höher als bei den Personen, die ihre eigene Gesundheit als gut bis sehr gut bewerten.

Selbständigkeit fördern

Im Hinblick auf die immer größer werdende Zahl von Pflegebedürftigen müssten die präventiven und gesundheitsfördernden Möglichkeiten in der Pflege viel stärker als bisher genutzt werden, ergänzt Suhr. Denn, wie die ZQP Studie auch belegt, eine Pflegebedürftigkeit bedingt nicht zwangsläufig eine negative Bewertung der subjektiven Gesundheit: Jeder vierte Pflegebedürftige bewertet den eigenen Gesundheitszustand als gut oder sogar sehr gut. „Gerade diese gesundheitlichen Ressourcen und individuellen Fähigkeiten gilt es besser als bisher auszuschöpfen. Dazu sollte in der Pflege systematisch berücksichtigt werden, was der pflegebedürftige Mensch selbstständig machen kann und will. So können vorhandene individuelle Fertigkeiten genutzt, erhalten und vielleicht sogar verloren geglaubte Aspekte der Autonomie wieder gewonnen werden“, sagt Suhr.

In der Gesamtschau aller in der Studie betrachteten beeinflussbaren Risikofaktoren rangiert eine schlechte subjektive Gesundheitswahrnehmung nach Immobilität und einem hohen Alter an dritter Stelle. Der größte Risikofaktor für die Pflegebedürftigkeit liegt damit in einer eingeschränkten Mobilität. Entsprechend seien eine barrierefreie, die Selbständigkeit fördernde inner- und außerhäusliche Wohnumwelt und nutzerfreundliche Technologien nicht nur wichtig für die Lebensqualität und Teilhabe älterer Menschen, sondern auch im gesamtgesellschaftlichen Interesse.

Hintergrundinformationen zur Studie:

Der hier zugrundeliegende Datensatz bezieht sich auf die Befragungsergebnisse der Berliner Initiative Studie (BIS). Die BIS ist eine populationsbasierte Kohorte von zufällig ausgewählten Versicherten der AOK Nordost. Im Rahmen der BIS werden rund 2.000 in Berlin lebende Frauen und Männer im Alter von 70 Jahren und älter (mittleres Alter 82 Jahre) wiederholt untersucht und befragt (Schaeffner et al. 2010).

Die BIS-Kohorte wurde mit der Zielsetzung initiiert, die Epidemiologie von Niereninsuffizienz bei älteren Personen zu untersuchen. Zwischen Dezember 2009 und Juni 2011 konnten 2.069 Probanden in die Baseline-Visite (V1) eingeschlossen werden. Ab Dezember 2011 bis 2013 folgte die erste Nachuntersuchung (V2) von 1.699 Befragten aus der ersten Welle (drop out: ca. 12 Prozent nach Abzug der Verstorbenen). Auf diese zweite Untersuchungs- und Befragungswelle beziehen sich die in der hier beschriebenen Teilstudie „Risikoprofile für Pflegebedarf“ dargestellten Ergebnisse.

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