Sie sind hier: Startseite News Ist die Generalistik politisch durchsetzbar?

Ist die Generalistik politisch durchsetzbar?

08.11.2016 16:00
Als „mut- und phantasielos" bezeichnet Professor Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP), die aktuelle Entwicklung in Sachen Pflegebildungsreform. Denn in der Politik scheint sich auch in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ein Teil für die zweijährige integrierte Pflegeausbildung, die im dritten Jahr wieder drei verschiedene Berufe hervorbringt, stark zu machen. Für Weidner kein Zukunftsmodell.

„Dieser Vorschlag, die bestehenden Pflegeausbildungen nur zu zwei Drittel zu integrieren, zeigt schon auf den ersten Blick, dass es nichts Halbes und nichts Ganzes ist“, sagt Prof. Weidner. „Alle Modellprojekte und Schulen, die in den letzten zwanzig Jahren die integrierte Pflegeausbildung erprobt haben, sind schnell in der Generalistik gelandet.“ Der Aufwand, um die bisherigen Ausbildungen in eine integrierte Pflegeausbildung umzuwandeln, werde von Experten ähnlich hoch eingeschätzt wie derjenige einer vollständigen Generalisierung. Organisatorisch, finanziell und europarechtlich stellten sich fundamentale Fragen: So beispielsweise die der Zulassungsvoraussetzung oder auch das Steuerungsproblem für die Schulen zwischen dem zweiten und dritten Ausbildungsjahr, je nachdem, wie viele Schüler sich in jedem Jahr für welchen Berufsabschluss entscheiden.

Weidner mahnt, dass Altenpfleger aus der integrierten Ausbildung weiterhin in Europa nicht als Fachkräfte anerkannt sein werden" und identifiziert in der intergrierten Pflegeausbildung deutliche Züge einer Zukunftsverweigerung", die dem Pflegestandort Deutschland nachhaltig schaden werde.

Wissenschaftlich widerlegt sind nach Aussagen des Pflegeforschers die Ansichten der Generalistik-Gegner, dass man in drei Jahren generalistischer Pflegeausbildung nicht das Rüstzeug für die Pflege von Menschen aller Altersgruppen erhalten könne. „Sämtliche europäischen Nachbarländer bekommen das in drei Jahren sehr gut hin! In Deutschland traut man das der Pflege offensichtlich nicht zu!“, so Weidner.

abgelegt unter: