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Konzepte zur Beratung im Rahmen der Pflegeversicherung

30.03.2015 16:20
70 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen werden in familialen Beziehungs- und Wohnkonstellationen versorgt und begleitet (Statistisches Bundesamt 2015). Angehörige übernehmen oft den Hauptteil der pflegerischen Leistungen. Damit dies dauerhaft gelingt, benötigen sie Wissen und pflegerische Kompetenzen. Durch Beratung werden Informationen weitergegeben und Lernprozesse initiiert, zudem erhalten Ratsuchende Entlastung und Unterstützung (Hüper/Hellige 2012; Schaeffer/Dewe 2012). Beratung kann zur Qualität und Stabilität häuslicher Pflegearrangements beitragen und im Idealfall erfahren Ratsuchende durch Beratung Orientierung, Begleitung und eine Reflexionsmöglichkeit ihrer Situation (Büscher/Dorin 2014). Entsprechend wird der Beratung in der Pflegeversicherung eine hohe Bedeutung zugeschrieben. Familiale Pflegearrangements zu stärken und die Eigenverantwortung der Versicherten durch Beratung zu unterstützen, ist gesetzlich verankerter Auftrag. Festgeschriebene Beratungs- bzw. Schulungsanlässe finden sich im SGB XI in den §§ 37 Abs. 3, 45 und § 7a.

Abstract
Zur Unterstützung pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen wurden innerhalb der Pflegeversicherung verschiedene Möglichkeiten der Beratung etabliert. Bislang ist nur wenig dazu bekannt, auf welcher konzeptionellen Grundlage die Beratung erfolgt. Ziel der dargestellten Bestandsaufnahme ist es, Aussagen über die inhaltliche und strukturelle Ausgestaltung der Beratung im Rahmen der Pflegeversicherung zu treffen und Weiterentwicklungsbedarf zu identifizieren. Auf Basis einer umfassenden Recherche konnten 91 Beratungskonzepte unterschiedlicher Reichweite aus der Beratungspraxis analysiert werden. Die für die Analyse entwickelten Kriterien lassen sich den übergeordneten Dimensionen Nutzer, Beratungsprozess sowie Qualität zuordnen. Differenziert nach Beratungsanlässen im Rahmen der Pflegeversicherung unterscheiden sich analysierte Konzepte im Grad der Offenheit, hinsichtlich des zu Grunde liegenden Beratungsverständnisses und in der Orientierung am individuellen Unterstützungsbedarf. Konkreter (konzeptioneller) Weiterentwicklungsbedarf wird in der Verknüpfung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit konkretem Beratungshandeln ebenso deutlich wie im grundsätzlichen Bedarf nach definitorischer Klärung. Gleichzeitig verdeutlicht die Analyse die Notwendigkeit einer stärkeren Nutzer- und Bedarfsorientierung, um individuellen Pflegesituationen gerecht werden zu können.

Conceptual approaches to counselling within the German long-term care insurance
Within the German Long-term care system several counselling options have been established to support care-recipients and their significant others regarding their care arrangements. So far only limited knowledge exists on the conceptual approaches of these services. This investigation aims at analyzing the content and structural arrangements of counselling services and identifying future need for action. Material was obtained by conducting a comprehensive search and an additional inquiry of different provider associations. 91 conceptual approaches from practice sites have been included. In the analysis three main criteria have been applied: user perspective, counseling process and quality of counseling. The approaches varied regarding their grade of openness, their understanding of counselling and in their needs-orientation. The variety of findings indicates a need for conceptual clarification as well as a better match between empirical and theoretical knowledge on counseling processes and actual practice. Furthermore, the results underline the necessity of more needs-oriented approaches to support family and informal caregiving systems.

Keywords
Counselling, conceptual approaches, German long-term care insurance, quality, family care

Dipl.-Berufspad. (FH) Claudia Oetting-Roß , Dr. med. Ralf Suhr , Daniela Sulmann,
Prof. Dr. Sc. (Health) Andreas Büscher

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Zitationshinweis: Oetting-Roß, C. et al.: "Konzepte zur Beratung im Rahmen der Pflegeversicherung“; in: "Monitor Pflege" (MoPf) 02-3/16, S. 31-35)

 

Ausgabe 03 / 2016