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Gut vorbereitet auf das Virus?

07.04.2020 12:45
Das Marktforschungsunternehmen Psyma verfolgt die Entwicklungen des Corona-Virus Sars-CoV-2 in der Pflegebranche. Zwei Wochen nach der ersten Blitzlicht-Befragung vom 4. März – der sich ein Untersuchungszeitraum bis zum 12. März anschloss – sehen sich Kliniken und stationäre Pflegeeinrichtungen trotz steigender Infiziertenzahlen noch gut auf das Virus vorbereitet. Unter Berücksichtigung der sehr geringen Befragtenzahlen in der ambulanten Pflege zeigten sich dort jedoch erste Anzeichen für zunehmende Schwierigkeiten, wie Stefanie Hollaus, Associate Director Research & Consulting, Psyma Health & Care GmbH, berichtet.

>> In welchem Maße das Thema Corona die Pflegekräfte bewegt, lässt sich für Stefanie Hollaus ganz besonders an einem Umstand ablesen: „Die Teilnahmequote war so hoch wie noch nie“, erklärt sie in Bezug auf die zweite Erhebung am 17. März 2020. An dieser beteiligten sich innerhalb von 24 Stunden 197 Pflegekräfte über das Psyma-eigene Expertenpanel Careopinio. Die befragte Zielgruppe, bestehend aus „professionellen Pflegefachkräften, Pflegemanagement und akademisierter Pflege“ äußerte sich auf die Frage „Ist Ihre Einrichtung auf Krankheitsfälle mit dem Corona-Virus vorbereitet?“ pessimistischer als bei der Basiserhebung am 4. März (orangefarbene Angaben in Klammern siehe Grafik). Im Krankenhaus (119 Befragte) und in Pflegeeinrichtungen (27 Befragte) sinkt der Mittelwert um 0,2 bzw, 0,1, während er in der ambulanten Pflege auf einer Skala von 1 bis 7 von 5,0 auf 3,8 fällt. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Fallzahlen von 1.600 Infizierten Mitte März auf 7.600 am 17. März und dem wachsenden Bewusstsein der Infektionsgefahr ist dieser Abfall erklärbar.

Die Pflegekammer Niedersachsen berichtete am 20. März über einen Mangel an Schutzmaterialien, darunter auch Mund- und Atemschutzmasken, aber auch an Desinfektionsmitteln. „Bisher ist die häusliche Pflege in der Krisenplanung nicht ausreichend berücksichtigt worden“, sagt Rebecca Toenne, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin und Mitglied der Kammerversammlung der Pflegekammer Niedersachsen. Die Pflegenden setzten sowohl die Patienten als auch sich selbst bei ungenügenden Schutzmaßnahmen einem enormen Infektionsrisiko aus und fielen bei einer Infektion über viele Wochen aus.

Auch die persönliche Angst der Pflegekräfte vor dem Virus wächst, was durch den Anstieg aller drei errechneten Mittelwerte um rund 1 deutlich wird. „Das ist im Mittel extrem viel“, erklärt Hollaus. Dieser Frage liegt ebenfalls eine Antwort-Skala von 1 bis 7 zugrunde.

Darüber hinaus hat das Marktforschungsinstitut die Umfrageteilnehmer, die laut Hollaus die ca. 2 minütige Befragung über das Smartphone beantworten, um Informationen über die „dringlichsten Probleme zur Bewältigung der Corona-Krise in den Einrichtungen“ gebeten. Jeder Zweite nennt fehlendes Personal (47%), das nach Meinung von 13% auch unzureichend qualifiziert ist. 41% geben eine unzureichende Versorgung mit Schutzmaterialien wie Mundschutz an, 19% einen Mangel an Desinfektionsmitteln und 15% erwähnen eine inkompetente Leitung in der eigenen Einrichtung. 9% bemängeln keine klaren, verbindlichen und einheitlichen Regelungen durch die Politik. Hollaus will die Umfrage-Reihe fortsetzen. <<

Ausgabe 01 / 2020