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„Es ist der Patient, der die Medizin definiert.“ – Symposium geplant

20.03.2018 10:39
Wie kann das Vertrauen von Patienten in die medizinischen und pflegerischen Leistungen von Kliniken weiter vertieft werden? Und welche Bedeutung kommt dabei der Patientenfürsprache zu? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Gespräches, zu dem kürzlich Medizinethiker, Patientenfürsprecher und Pflegende zusammenkamen. Zur Vertiefung der Diskussion ist nun ein bundesweites Symposium „Patientendialog“ am 18./19. Oktober in Offenburg geplant.

Zu dem Gespräch kamen der Medizinethiker Professor Dr. Giovanni Maio von der Universität Freiburg, Detlef Schliffke, Patientenfürsprecher und 1. Vorsitzender des Bundesverbands Patientenfürsprecher in Krankenhäusern e.V. (BPiK), Ingrid Fuchs, Patientenfürsprecherin am Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach, und Markus Bossong, Pflegedirektor am Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach, zusamen. In einem Punkt stimmten alle Beteiligten in besonderer Deutlichkeit mit Professor Maio überein: „Es ist der Patient, der die Medizin definiert.“ Da die Medizin ihre Existenzberechtigung erst aus der Not des Patienten ziehe, müsse dieser im Mittelpunkt stehen. Auch der Leitgedanke des BPiK lautet: „Der Patient steht im Mittelpunkt“. Eine Aussage, die selbstverständlich erscheine, so die Gesprächsteilnehmer. Doch im durchstrukturierten Krankenhausalltag falle es immer schwerer, diesen Leitsatz zu erfüllen. Die Vorgaben zu mehr Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen stellten alle Beteiligten vor große Herausforderungen. „Die Pflege ist seit jeher der Anwalt der Patienten“, sagte Bossong. Sie müsse heute verstärkt darauf achten, dass sie diese Rolle auch in Zeiten knapper Kapazitäten ausfüllen könne. Denn die vertrauensvolle Beziehung sei ausschlaggebend für eine umfassende Heilung, betonte Bossong.

Für eine Atmosphäre in Kliniken und Krankenhäusern, in der eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ärzten, Pflegern und Patienten aufgebaut werden könne, sprach sich auch Professor Maio aus. Diese müsse vom Verständnis für die Perspektive des kranken Menschen geprägt sein, so der Medizinethiker. „Wenn ein Patient in die Klinik kommt, fühlt er sich fremd und ist verunsichert. Er braucht einen Ansprechpartner, eine Person, zu der er eine Vertrauensbeziehung aufbauen kann. Nur so kann der Patient Vertrauen in das System fassen. Eine gut funktionierende Pflege, unterstützt durch Patientenfürsprecher, stellt eine optimale Lösung dar“, so Maio. Auch Ingrid Fuchs befürwortete eine engere Zusammenarbeit zwischen Patientenfürsprechern, Pflegern und Ärzten: „Patientenfürsprecher sollten in der Führungsebene bei Pflegegesprächen anwesend sein“, so Fuchs.

„Patientenfürsprecher verstehen sich nicht als Kämpfer, die um jeden Preis die Belange des Patienten durchsetzen wollen. Vielmehr sind sie Moderatoren, besser noch: Scharniere zwischen Patienten sowie Ärzten und Pflegenden“, stellte Maio fest. So könne Patientenfürsprache helfen, größere Konflikte zu vermeiden. „Wir sind die Stimme der Patienten, und die Patienten spüren und honorieren es, wenn ein geschulter und empathischer Patientenfürsprecher sich ihrer Sorgen annimmt“, so Schliffke. „Nicht zuletzt leisten wir einen erheblichen Beitrag zu Kosteneinsparungen.“ Durch Patientenfürsprache gelöste Konflikte entlasten Kliniken deutlich im Vergleich zu anwaltlichen Verfahren oder oftmals erfolgenden rufschädigenden Äußerungen im Konfliktfall. Nicht zuletzt belegen Umfragen: Nicht nur zufriedene, sondern auch unzufriedene Patienten, denen geholfen wurde, empfehlen Kliniken und ärztliche Leistung gerne weiter.

Um die Diskussion weiter vertiefen zu können, wird das Ortenau Klinikum am 18. und 19. Oktober 2018 ein Symposium „Patientendialog“ mit bundesweiter Beteiligung veranstalten. Gedacht als überregionales Forum sowie Fortbildungsveranstaltung, werden Patientenfürsprecher, Beschwerdemanager sowie Klinikärzte und Pflegekräfte mit Leitungsaufgaben ihre gemeinsamen Herausforderungen in der Patientenkommunikation diskutieren. Keynote-Sprecher ist Professor Maio. Veranstalter und wesentlicher Impulsgeber ist neben dem BPiK der Bundesverband Beschwerdemanagement für Gesundheitseinrichtungen e.V. (BBfG).

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