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Banalität hemmt den Fortschritt: Adhärenz-Förderung in Arztpraxen

03.03.2013 13:05
Ein adhärenz-zentriertes Praxismanagement ist nicht nur volks-, sondern auch betriebswirtschaftlich sinnvoll. Doch die Umsetzung in Arztpraxen ist bislang gering. Eine Exploration des Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS) zeigt, dass die Gründe hierfür – neben Fehleinschätzungen der Ärzte zur Wirkung ihres Handelns - so banal wie gravierend sind.

Die Umsetzung eines adhärenz-zentrierten Praxismanagements (AZP) bietet Praxisinhabern eine Reihe von Vorteilen, die mit konventioneller Praxisführung nicht erreichbar sind:

  • Es führt zu deutlich besseren Therapie-Ergebnissen. Die betreuten Patienten sind deshalb auch zufriedener als in anderen Praxisführungs-Modellen, ihre Fluktuationsquote ist äußerst gering.
  • Pro Patient werden weniger Konsultations-Kontakte benötigt. Hierdurch entstehen spürbare Handlungsspielräume für die Neupatienten-Gewinnung und -betreuung oder für das IGeL-Management.
  • Aus den beiden erstgenannten Punkte resultiert eine höhere Weiterempfehlungsbereitschaft der Patienten, die das Praxisimage nachhaltig fördert und für einen kontinuierlichen Zustrom neuer Patienten sorgt. Dieser wird auch durch eine bessere Online-Reputation in Arzt-Bewertungsportalen und eine höhere Bekanntheit im Einzugsgebiet unterstützt.
  • Die genannten Vorteile schlagen sich auch in einer deutlich besseren Gewinnsituation nieder, die u. a. Investitionen in die Praxis-Entwicklung ermöglicht.
  • Hinzu kommt: der Adhärenz-Ansatz ist „zukunftssicher“, da er nicht nur dem Trend der Patientenerwartungen entspricht, sondern auch von den Krankenkassen verfolgt und gefördert wird, denn das adhärenz-zentrierte Praxismanagement ist ein aktiver Beitrag zur Qualitätsverbesserung der Patientenversorgung, sowohl medizinisch als auch ökonomisch.

 

Adhärenz im Praxisalltag: ein seltenes Phänomen
Gegenwärtig setzen etwa 15% der deutschen Arztpraxen das Adhärenz-Konzept umfassend ein. Diese geringe Anwendungsquote war Anlass für eine Exploration des Instituts für betriebswirtschaftliche Analyse, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS), die das Ziel verfolgte, mögliche Ursachen hierfür zu identifizieren. Zu diesem Zweck wurden in den Praxen von 126 Ärzten (Allgemeinmediziner, Praktiker, Hausärztliche Internisten), die in einer vorhergegangenen Untersuchung angegeben hatten, grundsätzlich adhärenz-orientiert arbeiten zu wollen, aber keine Möglichkeit sahen, dieses Prinzip im Praxisalltag umzusetzen, Analysen der Gestaltungsaspekte eines adhärenz-zentrierten Praxismanagements durchgeführt. Zusätzlich erfolgte eine Untersuchung der Patientenzufriedenheit mit der ärztlichen Aufklärung.


Adhärenz-Förderung scheitert an Banalitäten
Die Analysen zeigten, dass in der Hauptsache zwei Gründe die Realisierung adhärenz-orientierter Praxisführung verhindern:

  • Ärzte können eine Adhärenz-Förderung zum einen nicht betreiben, weil sie ihre Praxisorganisation hierzu nicht befähigt. Praxisteams ersticken in einer ungeregelten Patientenflut oder stehen sich durch fehlende interne Kommunikation selbst im Weg. Eine Adhärenz-gerichtete Patientenversorgung bedarf aber spezifischer Regelungen und vor allem einer Planung, um sachgerecht umgesetzt zu werden, an der es ebenfalls mangelte.
  • Zum zweiten sind Ärzte nach den Angaben ihrer Patienten nicht in der Lage, einfach und verständlich medizinische Zusammenhänge oder arzneimittelspezifische Wirkungen und Nebenwirkungen zu erläutern. Zu viele Fachbegriffe, zu wenig visuelle Unterstützung und zu wenig Zeit stehen dem Patienten-Empowerment entgegen.

 

Fazit
Die Exploration erfasste zwar nur einen kleinen Ausschnitt der Ärzteschaft, verdeutlicht aber, dass eine Verbreitung der Adhärenz-Förderung durch niedergelassene Ärzte primär einer Verbesserung der Praxismanagement- und Kommunikationsfähigkeiten bedarf.

Quelle: http://bit.ly/Z2DZy9