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Angebote für junge Pflegebedürftige sind schwach

10.11.2017 00:18
Der am 9. November in Berlin vorgestellte Barmer Pflegereport 2017 fokussiert junge Pflegebedürftige. Demnach gibt es laut einer repräsentativen Barmer-Umfrage bei Pflegebedürftigen unter 60 Jahren, beginnend mit dem frühen Kindesalter, etwa 4.000 teilstationäre und rund 3.400 Kurzzeitpflegeplätze zu wenig.

Auch den jungen Pflegebedürftigen angepasste Wohnangebote sind Mangelware: „Für junge Pflegebedürftige geht das Angebot an geeigneten Pflegeplätzen an deren Bedürfnissen vorbei, Wunsch und Wirklichkeit klaffen häufig auseinander. Die Situation der jungen Pflegebedürften muss dringend verbessert werden, und zwar kurzfristig. Hier sind Politik, Pflegekassen und Leistungserbringer gleichermaßen gefragt“, forderte Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.

Strukturunterschiede

Denn die Bedürfnisse und Wünsche junger und älterer Pflegebedürftiger differieren zum Teil deutlich, so die Ergebnisse des Reports. Bereits das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Pflegebedürftigen der unterschiedlichen Altersgruppen weist auf die unterschiedlichen Anforderungen hin: Während im Jahr 2015 insgesamt 386.000 Pflegebedürftige unter 60 Jahren waren (entspricht 13,5 Prozent der 2,86 Millionen Pflegebedürftigen mit den Pflegestufen I bis III), sind diese zudem vornhemlich männlich (211.000 zu 175.000 weinlichen). Die Gesamtheit aller Pflegebedürftigen, so die Barmer, ist dagegen vornehmlich weiblich.

Insgesamt haben die jüngeren Betroffenen andere Krankheitsbilder wie z.B. Lähmungen (35 Prozent), Intelligenzminderungen (32 Prozent), 24 Prozent leiden an Epilepsie und zehn Prozent haben das Down-Syndrom. „Junge Pflegebedürftige haben ganz andere Bedarfe als ältere. Dem müssen Pflegeeinrichtungen künftig verstärkt Rechnung tragen“, sagte der Autor des Barmer-Pflegereports, Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen.

Zu wenig geeignete Plätze für pflegebedürftige Kinder und Jugendliche

Gerade für pflegebedürftige Kinder und junge Erwachsene bleibe der Wunsch nach einem selbststimmten Wohnen häufig unerfüllt. Wie die eigens durchgeführte Umfrage von mehr als 1.700 Versicherten ergeben hat, würden gerne 35 Prozent der Zehn- bis 29-Jährigen in eine Wohngruppe ziehen. Jedoch hat etwa jeder zweite Pflegebedürftige in dieser Altersklasse angegeben, dass sich sein Wechsel in eine Wohngruppe, aber auch in ein Pflege- oder Behindertenheim, deswegen zerschlagen hat, weil kein Platz in der Einrichtung vorhanden war. Politik, Bauwirtschaft und Interessensverbände seien hier gefordert, Lösungen zu kreieren, so Straub.

Mehr alters- und krnakheitsspezifische Betreuungsangebote schaffen

Teilstationäre sowie Kurzzeitpflege kann den Ergebnissen zufolge von den Betroffenen nicht wie gewünscht genutzt werden. Grund hierfür sei mangelndes, auf die Krankheitsbilder angepasstes Betreeungsangebot. Für 31 beziehungsweise 27 Prozent der betroffenen Befragten waren keine Angebote für die eigene Erkrankung vorhanden. „Die ergänzenden Pflegeleistungen, die die häusliche Pflege stärken sollen, würden insgesamt mehr genutzt werden, wenn die alters- und erkrankungsspezifischen Angebote gegeben wären“, sagte Rothgang.

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