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DAK-Pflegereport 2017: „Wir brauchen andere Bilder von Demenz"

28.10.2017 01:22
Es müsse ein Kulturwandel stattfinden, um die durch Demenz hervorgerufene Hermetik aufzubrechen, forderte Professor Thomas Klie bei der Vorstellung des DAK-Pflegereports 2017 am 26. Oktober in Berln. Sowohl die Demenzkranken selbst wie auch deren pflegende Angehörige bräuchten eine Perspektive für ein „Gutes Leben mit Demenz", welches nur durch eine Öffnung der Gesellschaft für diese Krankheit erreicht werden könne. DAK-Vorstandschef Andreas Storm schlägt die Schaffung einer neuen Struktur vor.

Die Bedingungen für ein gutes Leben mit Demenz stehen im Zentrum des DAK-Pflegereportes 2017. Dabei rücken die Angehörigen, die einen an Demenz erkrankten Menschen pflegen, besonders in den Blick der Untersuchung. Von ihnen sind 59 Prozent oftmals am Ende ihrer Kräfte, wie der Report beschreibt.

86 Prozent der durch das Allensbacher Archiv im Juni 2017 deutschlandweit Befragten und selbst Demenzkranke Betreuende geben an, mehr finanzielle Unterstützung durch die Pflegeversicherung zu benötigen. 69 Prozent dieser Gruppe wünscht sich mehr Unterstützung durch professionelle Dienste. 60 Prozent erwarten für sich und ihre dementen Familienmitglieder mehr Selbsthilfe-, 42 Prozent mehr Informationsangebote.

Gutes Leben mit Demenz halten viele für möglich

„Ein überraschendes Ergebnis des DAK-Pflegereports ist die positive Haltung vieler Menschen zu Demenz“, sagt DAK-Chef Andreas Storm. „Fast jeder zweite der Befragten mit dementen Angehörigen hält ein gutes Leben mit Demenz durchaus für möglich.“ Insgesamt stimmen dieser Aussage 39 Prozent zu. Mehr als 80 Prozent aller Befragten wünschen sich jedoch auch mehr Anerkennung für Angehörige und mehr Respekt gegenüber Erkrankten.

Die Verantwortung für die Demenzpatienten zwischen vielen Akteuren zu teilen, ist laut Thomas Klie ein Kernziel, das die Lebenssituation der Betroffenen verbessern kann. Das machte der Professor, Leiter des im Auftrag der DAK-Gesundheit mit der Studie betrauten Instituts AGP Sozialforschung, deutlich und stellte als good-practice-Beispiel ambulant betreute Wohngruppen vor. 22 Prozent der Befragten halten diese Art der Betreuung für wünschenswert. „Leider deckt sich die Realität jedoch nicht mit den Wünschen der Bevölkerung. Gerade diese Form der Betreuung ist nur in wenigen Regionen verfügbar.“ Vor der ambulanten Wohngruppe als bestem Ort für ein Leben mit Demenz rangiert mit nur 35 Pozent der eigene Haushalt.

Darüber hinaus zeigt Klie die große Zahl an Demezpatienten auf, die nach ihrer Diagnose mindestens einmal pro Quartal ärztlich behandelt werden müssen (95 Prozent). Drei von vier müssen im Jahr nach der Diagnose ins Krankenhaus. Dort werden sie den Ergebnissen zufolge häufiger als andere wegen Flüssigkeitsmangel (plus fünf Prozent), Oberschenkelbruch oder Delirium (jeweils plus vier Prozent) behandelt.

Sektorengrenzen überwinden: Storm schlägt Pflegekompetenzzentren vor

Andreas Storm fordert, neue Wege zu gehen. Sein Vorschlag: Krankenhäuser, die nicht mehr benötigt werden, sollen in Pflegekompetenzzentren umgewandelt werden. Dort können wichtige Angebote, von Beratung über spezialisierte Wohngruppen bis Kurzzeitpflege, unter einem Dach gebündelt werden. Grenzen zwischen ambulanter Pflege, Geriatrie und Pflegeheimen würden überwunden. „Gerade im kommunalen und ländlichen Bereich könnte so die Pflege gestärkt werden“, sagt Storm. „Pflegekompetenzzentren kämen sowohl den Pflegebedürftigen als auch deren Angehörigen zu Gute.“

„pflegeleicht“ – ein Neues Online-Angebot für Aneghörige

Für Angehörige von Menschen mit Demenz gibt es jetzt ein neues Online-Angebot der DAK-Gesundheit und der Moderatorin und Unternehmerin Sophie Rosentreter. Sie bringt in empathischen Filmen näher, wie sich Betroffene fühlen und wie eine Demenz Menschen verändert.

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