Pflegekräfte sind Rückgrat der Versorgung
Deutlich werde auch, dass die Situation der Pflege problematisch ist. Allein in Krankenhäusern seien rund 15.000 Stellen nicht besetzt, weil die Fachkräfte fehlten. "Für die Kliniken ist die Personalsicherung und Personalgewinnung eine zentrale Aufgabe und Herausforderung. Die Kliniken haben den Arbeitsalltag der Pflegenden in den vergangen Jahren deutlich verbessert. Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Flexibilisierung von Arbeitszeiten, aber auch die Stärkung der eigenverantwortlichen Arbeit durch Delegation und Substitution von Leistungen haben die Attraktivität des Berufes verbessert. Hinzu kamen auch deutliche Tarifsteigerungen. Wir brauchen nun aber mehr Personal, um so die Arbeitsbelastung der Pflegenden angemessen verringern zu können. Und dazu brauchen wir auch politische Unterstützung und eine bessere Finanzierungsgrundlage", so Gaß.
Dabei sei der vollständige Tarifausgleich wesentlich. "Es darf nicht sein, dass den Krankenhäusern der volle Tarifausgleich verweigert wird. Deshalb muss der von der Koalition angekündigte vollständige Tarifausgleich schnellstmöglich gesetzlich verankert werden und noch für 2018 wirksam werden. Tarifabschlüsse müssen refinanziert werden. Zudem benötigen wir auch Unterstützung bei der Ausbildung. Krankenhäuser wollen mehr Pflegekräfte ausbilden und dazu muss der Anrechnungsschlüssel 9,5 zu 1, der zu Belastungen bei den ausbildenden Kliniken führt, wegfallen."
Politik: Pflege hat hohen Stellenwert
Zu begrüßen ist aus Sicht der DKG, dass die Koalition das Thema Pflege als vorrangiges Themenfeld der Legislatur benannt hat. Mit der vorgesehenen Ausgliederung der Pflegepersonalkosten aus den Fallpauschalen soll eine grundlegende Neuausrichtung des 2003 eingeführten pauschalierenden, preisorientierten Vergütungssystems erfolgen. Das damit verfolgte Ziel, den krankenhausindividuellen Personalbedarf in seiner Grundstruktur unabhängig von den Behandlungsfällen finanziell abzusichern, entspricht nach Angaben der DKG den Erwartungen der Beschäftigten und der Patienten in den Kliniken.
Wesentlich sei zudem, dass die von den Kliniken vorgesehenen und vorgehaltenen Personalausstattungen ohne Rechtfertigungszwänge gegenüber den Krankenkassen auch anerkannt werde. Zudem bräuchten die Kliniken Flexibilität, um den Personaleinsatz - einschließlich Pflegehilfskräfte und pflegeunterstützenden Maßnahmen - hausindividuell und patientengerecht steuern zu können. "Der Personalaufbau in den Kliniken muss belohnt werden. Deshalb begrüßen wir die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Spahn, zusätzlich eingestellte Pflegekräfte zu 100 Prozent zu refinanzieren", betonte Gaß.
Gute Basis und Aufforderung an die Länder
Aber auch die vergangenen Bemühungen müssten berücksichtigt werden. Alleine seit 2006 hätten die Krankenhäuser deutlich mehr Pflegekräfte eingestellt. Die Zahl der Krankenhausmitarbeiter im Pflegedienst sei in den vergangenen zehn Jahren von 392.711 (2006) auf 433.434 (2016) deutlich gestiegen und werde noch weiter steigen.
Ebenfalls seien die Rahmenbedingungen der Pflegearbeit für die Attraktivität des Berufes wesentlich. Dazu gehören arbeitsentlastende Investitionen im baulichen wie auch digitalen Bereich. "Wir fordern die Länder auf, hier endlich ihrer Investitionskostenverpflichtung gerecht zu werden. Die aktuelle Steuerschätzung schafft dazu den erforderlichen finanziellen Spielraum", forderte der DKG-Präsident.