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Gesellschaftliche Wertschätzung für beruflich Pflegende stärken: mit Kompetenzkommunikation Expertise sichtbar machen

09.03.2022 10:43
Die gesellschaftliche Wertschätzung und Wahrnehmung von pflegerischer Expertise sowie Kompetenzen wird durch ganz unterschiedliche Faktoren geprägt. Für die Berufsgruppe der Pflegenden ist das von zentraler Bedeutung, damit sie in ihrer Professionalität nicht nur gesehen werden, sondern auch akute Bedarfe der Berufsgruppe erkannt und auf einrichtungsbezogener sowie politischer Ebene beantwortet werden. In den Medien sind allerdings tendenziell negative Berichterstattungen aus dem Setting der Pflege zu verzeichnen. Pflegende fühlen sich durch diese negative Darstellung häufig fehlverstanden und dieser machtlos ausgeliefert. Dies sind Rückmeldungen an die Fokusgruppen mit Pflegeexpertinnen und -experten sowie Studierenden aus pflegepädagogischen Studiengängen, die federführend durch das Projektteam an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) im Rahmen des Projektes „Kompetenzkommunikation und Wertschätzung in der Pflege“ (KoWeP) durchgeführt wurden.

„Deshalb ist es umso wichtiger, die Berufsgruppe in ihrer Selbstwirksamkeit zu bestärken, Wege aufzuzeigen, wie sie aktiv am Pflegediskurs teilnehmen können, und sie bei einer entsprechenden Kompetenzentwicklung zu unterstützen“, so Projektleiter Prof. Dr. Klaus Müller, Professor für pädagogische Aufgaben in der Pflege an der Frankfurt UAS. Mit diesem Punkt will sich das vom Bundesministerium für Gesundheit finanzierte Projekt KoWeP weiter auseinandersetzen. Es wird durch die Frankfurt UAS im Verbund mit der Dienstleistung, Innovation, Pflegeforschung GmbH (DIP-GmbH), der Deutschen Angestellten-Akademie DAA Westfalen und der MA&T Sell & Partner GmbH durchgeführt.

„Unser Ziel ist es, die sogenannte Kompetenzkommunikation von beruflich Pflegenden zu stärken – also die Fähigkeit von beruflich Pflegenden, ihr Handeln und ihre Kompetenzen adäquat zu versprachlichen und somit einen Beitrag zu leisten, das gesellschaftliche Bild des pflegerischen Berufes zu verbessern“, erklärt Müller. Hierfür wird unter Einbezug von Erkenntnissen aus einer systematischen Literaturrecherche sowie auf Basis von im Projekt durchgeführten qualitativen und quantitativen Befragungen ein Schulungsangebot für beruflich Pflegende entwickelt.

Die Bedeutung der Versprachlichung pflegerischer Kompetenz sei in den Fokusgruppen nachdrücklich bestätigt worden: Es wurde deutlich, dass je nach Zielgruppe, an die sich die Kommunikation richtet, ein unterschiedlicher Sprachgebrauch angemessen und erforderlich ist. So sei es beispielsweise in der Kommunikation mit zu pflegenden Menschen und deren An- und Zugehörigen wichtig, pflegerische sowie medizinische Maßnahmen verständlich und alltagssprachlich zu kommunizieren, was zu einer gewissen „Banalisierung“ pflegerischer Tätigkeiten führe, da auf Fachbegriffe oder komplexe Beschreibungen verzichtet wird. Diese vereinfachte Darstellungsform der pflegerischen Tätigkeit erwecke jedoch zugleich den Eindruck, dass nur ein geringer Grad an professionell-fachlichen Kompetenzen erforderlich sei, um diese Handlungen auszuführen, sodass auch das gesellschaftliche Bild entsprechend geprägt werde. Weiterhin wäre es insbesondere auf berufspolitischer Ebene, auf der beruflich Pflegende bislang nur wenig vertreten seien, wichtig, „Pflege“ als Profession aktiv einzubringen und Diskurse mitzugestalten.

Herzstück des Projektes ist das sogenannte Konzept der Kompetenzkommunikation, an dessen Entwicklung Kurt-Georg Ciesinger von der Deutschen Angestellten-Akademie DAA Westfalen (DAA) maßgeblich beteiligt war. Im Konzept werden sehr eindrucksvoll die Einflussfaktoren der Kompetenzkommunikation dargestellt, beispielsweise auf Berufsstolz, Kompetenzwahrnehmung und Arbeitszufriedenheit. Hierzu ist im Konzept eine sogenannte Wirkungskette verankert, die durch die Frankfurt UAS im ersten Projektabschnitt in Fokusgruppen und einem Gespräch mit Expertinnen und Experten einer pflegewissenschaftlichen sowie -pädagogischen Betrachtung bzw. Überprüfung unterzogen wurde.

Das Modell wird derzeit von Dr. Paul Fuchs-Frohnhofen (MA&T Sell & Partner GmbH) und Kurt-Georg Ciesinger weiterentwickelt und in das Schulungsangebot eingebettet. „Auch die Ergebnisse unserer im Projekt durchgeführten systematischen Literaturrecherche und -auswertung bestätigen die besondere Bedeutung der externen Wertschätzung der beruflichen Leistungen und Kompetenzen für beruflich Pflegende“, so Prof. Dr. Michael Isfort aus der DIP-GmbH, „allerdings werden in der Literatur Aspekte wie Berufsstolz nur losgelöst von der Kompetenzkommunikation thematisiert und auch der Begriff der Kompetenzkommunikation wurde seit Entstehung im Jahre 2010/2011 nicht weiter spezifiziert, obgleich der Kommunikation in der Pflege eine hohe Bedeutung zugesprochen wird“. Diese Erkenntnisse untermauerten nochmals die Aktualität und Relevanz des Projektvorhabens KoWeP, dessen Laufzeit von Januar 2021 bis März 2023 festgesetzt ist.

Bei KoWeP sei neben der Generierung sowie dem Einbezug empirischer Erkenntnisse auch der hohe Bezug zur pflegerischen Praxis bedeutsam. Deshalb werden die Forschungsergebnisse nicht nur der Fachöffentlichkeit, sondern auch weiteren interessierten Personen und praktisch tätigen Pflegenden auf der Homepage des Pflegenetzwerkes in Form von Ergebnisberichten, Fact Sheets, Handlungsleitfäden sowie Empfehlungen zur praktischen Umsetzung zur Verfügung gestellt. Zudem erhalten am Projekt interessierte beruflich Pflegende regelmäßig die Möglichkeit, sich über aktuelle Projektthemen in kostenfreien Veranstaltungen des Pflegenetzwerkes zu informieren, mitzudiskutieren und ihre Anregungen sowie ergänzenden Erfahrungen aktiv in das Projekt einzubringen: https://pflegenetzwerk-deutschland.de/thema-kompetenzkommunikation-und-wertschaetzung-in-der-pflege-kowep.

Aktuell ist bis zum 23. April 2022 eine Online-Befragung zum Berufsbild Pflege für beruflich Pflegende, Lehrende und Pflegewissenschaftler/-innen freigeschaltet, die von Prof. Dr. Michael Isfort aus der DIP GmbH geleitet wird. Durch die Teilnahme an der Befragung werde ein zentraler Beitrag zur empirischen Erfassung von Daten zur öffentlichen Wahrnehmung der Pflege und Darstellung innerhalb der Pflege geleistet. Eine Teilnahme ist unter folgenden Links möglich: Pflegende: https://ww3.unipark.de/uc/KoWeP_Pflegende/ und

Lehrende/Wissenschaftler/-innen: https://ww3.unipark.de/uc/KoWeP_Lehrende_Wissenschaft/.