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VdPB zu Bayerns geplanter Pflegereform: vielversprechende Ansätze mit Steigerungspotenzial

16.03.2021 15:41
Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) begrüßt die Absicht des bayerischen Gesundheits- und Pflegeministers Klaus Holetschek, eine umfassende Pflegereform auf Landesebene umzusetzen. Gleichzeitig mahnt sie weitere Anstrengungen zur Stärkung der professionellen Pflege an.

Die angekündigten Schritte bringen nach Ansicht der VdPB zwar endlich einen Stein ins Rollen, doch für eine konsequente Bewegung in die richtige Richtung und den dringend notwendigen Turbo müssen weitere folgen. Entscheidende Faktoren seien in den am Sonntag vorgestellten Reformplänen noch nicht berücksichtigt und sollten dringend ergänzt werden, meint VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner. Ansonsten könne der Pflegeturbo nicht zünden und bliebe nur ein laues Lüftchen.

„Wir weisen seit unserer Gründung darauf hin, dass die Personalausstattung in der Langzeitpflege ebenso wie in der Akutpflege in Krankenhäusern nicht mehr nur an willkürlich angesetzten Quoten oder Untergrenzen bemessen werden sollte, sondern am tatsächlichen Bedarf. Das hat nicht nur mit der längst überschrittenen Belastungsgrenze der Pflegenden zu tun, sondern auch mit der Qualität der Pflege und der Sicherheit der Pflegebedürftigen“, betont Sigl-Lehner.

Die Personalausstattung sei aber in den vorgestellten Reformplänen bei der anvisierten Förderung des Pflegepersonals nicht als Eckpunkt aufgenommen. Die Umsetzung von wissenschaftlich fundierten Personalbemessungsinstrumenten gehört jedoch nach Ansicht der VdPB gemeinsam mit einem Wiedereinsteiger-Programm und massiver Förderung der Ausbildung zu den elementaren Bausteinen einer notwendigen Reform. „Wir bewerten Holetscheks Bekenntnis zur Akademisierung und die klaren Aussagen zur finanziellen Absicherung der hochschulischen Ausbildung als äußerst positiv, halten es aber für wichtig, dass das in ein Maßnahmenpaket eingebettet wird, das die Personalsituation insgesamt berücksichtigt“, erläutert Sigl-Lehner. Dazu gehörten selbstverständlich auch die in den Reformplänen erwähnten steuerlichen Entlastungen der Pflegenden. Steuervergünstigungen waren Teil der Lösungsansätze, die die VdPB dem Staatsministerium als besonders dringlich vorgeschlagen hatte.

Der Schlüssel zu wirksamen Veränderungen liege für die VdPB in einem tieferen Verständnis der Profession Pflege, die sich in erster Linie über die Verantwortung für den Pflegeprozess definiere. Die Steuerung des Pflegeprozesses gehöre seit Anfang 2020 zu den gesetzlich definierten Vorbehaltsaufgaben von Pflegefachpersonen. Die Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten könne dazu beitragen, die in den Vorbehaltsaufgaben angelegte Autonomie der Pflegenden zu festigen. Dennoch sei die eigenverantwortliche Steuerung des Pflegeprozesses der wesentliche Inhalt der Profession. „Eine positive Entwicklung des Berufs zum Vorteil der Gesellschaft kann nur dann nachhaltig in Gang gesetzt werden, wenn sie auf der Basis der Professionalisierung und Aufwertung pflegerischer Kompetenzen initiiert wird“, ergänzt der VdPB-Präsident und stellt klar: „Dass dafür die Arbeitsbedingungen in der Pflege erst einmal deutlich verbessert gehören, versteht sich von selbst.“

Um die Bedingungen, unter denen Pflegende heute in Bayern arbeiten, zu verdeutlichen und Ansatzpunkte für schnelle Hilfen zu schaffen, habe die VdPB die regionale Pflegebedarfsstudie – das Pflegemonitoring – beauftragt. Das werde in Kürze nicht nur aktuellste Zahlen mit Berücksichtigung der Pandemie-Auswirkungen liefern, sondern fortlaufend beobachten und berichten, wie sich Personalbedarf und -ausstattung in den Regionen Bayerns entwickeln. „Da die Studie jährlich aktualisiert werden soll, wird sie der vielleicht wichtigste Indikator für die Wirksamkeit von Maßnahmen sein und somit auch der Staatsregierung als Hilfsmittel dienen“, betont Sigl-Lehner abschließend.