Pflegereform: Verband Pflegehilfe kritisiert Eckpunkte-Papier

“Wir spüren in der Beratung die Enttäuschung der Familien. Sie geben finanziell und körperlich täglich alles und erhalten dafür kaum Anerkennung und Unterstützung von der Politik”, meint Johannes Haas, Geschäftsführer des Verband Pflegehilfe, zur Reform. “Was bringen denn Erhöhungen von Leistungen, die ohnehin viel zu schwer abrufbar sind?”

Bürokratie legt Pflegebedürftigen Steine in den Weg - Leistungen bleiben ungenutzt

Vor allem der hohe bürokratische Aufwand stelle die pflegenden Angehörigen immer wieder vor eine große Herausforderung. Viele der Anrufer bemängelten, dass es leichter sei, Freunde oder Bekannte um Unterstützung zu bitten – unentgeltlich. Viele Zuschüsse werden nämlich nur gezahlt, wenn die Dienstleister von den Pflegekassen anerkannt sind. Sie blieben daher oft ungenutzt, denn Pflegediensten fehlten meist die nötigen Kapazitäten oder die entstehenden Kosten für Betroffene würden nicht vollständig durch Kassenleistungen abgedeckt werden. So komme es, dass laut Techniker Krankenkasse allein in Hessen nicht einmal die Hälfte der Berechtigten im Jahr 2019 den Entlastungsbetrag abgerufen haben.

Schadensbegrenzung statt zukunftsorientierter Unterstützung

Auch die geplanten Erhöhungen von Pflegeleistungen sieht Haas kritisch: “Das deckt allenfalls die angestiegenen Kosten der letzten Jahre. Von Entlastung kann hier nicht die Rede sein”. Geplant sind Erhöhungen des Pflegegelds, der Pflegesachleistungen und der Tagespflege-Vergütung um 5 Prozent. Für einen Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 2 würde sich beispielsweise das Pflegegeld also gerade einmal um knapp 16 Euro im Monat erhöhen.

Die Relevanz der pflegenden Angehörigen sowie ihre schwierige Lage seien in der Politik wohl noch nicht angekommen. Über die Hälfte aller Pflegebedürftigen in Deutschland würden vollständig von Angehörigen versorgt. Ein Entgegenkommen in Form von Zuschusserhöhungen, die sich an realen Kosten orientieren sowie ein vereinfachter Zugang zu Leistungen wären nach Meinung des Verbandes ein Zeichen der Anerkennung. In der neuen Pflegereform sieht der Verband Pflegehilfe allerdings nur ein Mittel zur Schadensbegrenzung. Ein grundlegendes Überdenken der Strukturen und der Anspruch, die Pflege zukunftsfest zu machen, ließen sich dabei nicht erkennen. Diese Ankündigung von Gesundheitsminister Spahn ende somit bereits jetzt mit einer Enttäuschung.