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Pflegewissen dank Spiele-App

18.02.2020 11:06
Pflegesituationen möglichst authentisch darzustellen – das findet an der FH Münster seit Jahren durch das Simulationslabor am Fachbereich Gesundheit statt. „Skills lab“ heißt es. Weil aber digitale Medien in der beruflichen Bildung immer mehr an Bedeutung gewännen, so Dekan Prof. Dr. Rüdiger Ostermann vom Fachbereich Gesundheit, freue er sich besonders über das nun nutzbare zusätzliche Angebot: das Lernspiel „Take Care“.

Es verknüpfe als sogenanntes Serious Game Elemente des digital gestützten Spielens mit pädagogisch begründeten Lernzielen und sorge so für einen noch besseren Theorie-Praxis-Transfer.
Entwickelt, erprobt und evaluiert wurde es von dem interdisziplinären Projektteam um Prof. Dr. Nadin Dütthorn vom Fachbereich Gesundheit und Prof. Dr. Bernward Hoffmann vom Fachbereich Sozialwesen – alle von der FH Münster – sowie der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar und Ingenious Knowledge, einem Entwicklungsteam für innovative Bildungslösungen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Europäischen Sozialfonds (ESF) fördern das Forschungsprojekt. Ab sofort ist „Take Care“ in den App-Stores kostenfrei verfügbar.

„Wir haben digitale Pflegesimulationen entwickelt, mit denen Lernende komplexe Berufssituationen im Pflegealltag erproben und einüben. Dabei geht es vor allem um die Aneignung komplexer Kompetenzen der individuellen Entscheidungsfindung und situationsangemessenen Kommunikation“, erklärt Projektleiterin Prof. Dütthorn. Im Spiel trifft der Schüler als animierte Figur einer examinierten Pflegekraft auf verschiedene an Demenz erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner eines Pflegeheims. In Interaktion mit ihnen und dem Pflegepersonal soll der Spieler schnell lernen, mit den unterschiedlichsten Situationen fertig zu werden.

Zum Beispiel, wenn Bewohner Gerald Wiedenstätt Scheu habe, sich beim Waschen helfen zu lassen. „Situationen wie diese sind alltäglich in Pflegeheimen, und ‚Take Care‘ bereitet spielerisch darauf vor“, sagt Sebastian Schünemann, ein Mitarbeiter im Forschungsprojekt. Der Spieler erhält mehrere Antwortmöglichkeiten zur Auswahl und kann damit das weitere Geschehen maßgeblich beeinflussen. „Wer ‚Take Care‘ spielt, sieht direkt die Konsequenzen seiner Kommunikation oder seines Handelns – ohne dabei die pflegebedürftigen Menschen oder sich selbst zu gefährden“, ergänzt Dütthorn. Zum Spiel- und Lernspaß gehöre es aber auch, einmal unangemessene Reaktionen auf typische Pflegesituationen ausprobieren zu dürfen, so die Professorin.

Insgesamt drei Jahre lang haben die Wissenschaftler nach eigenen Angaben an dem interdisziplinären Projekt gearbeitet. Bei der Entwicklung, Erprobung und Evaluation des Lernspiels ist das Team aber auch an Grenzen gestoßen. „Die nahezu unendliche Anzahl an beruflichen Interaktionen und die daraus resultierenden Konsequenzen lassen sich dann technisch eben doch nicht vollständig abbilden“, so Medienpädagoge Prof. Hoffmann vom Fachbereich Sozialwesen. Außerdem schwierig: Medienpädagogische Elemente des Spielens sollten eingebracht werden, gleichzeitig aber fachlich-kommunikative Aspekte, wie etwa realistische Dialoge, nicht zu kurz kommen.

„Das hat uns alle ganz schön gefordert“, resümiert Hoffmann. Jetzt ist das geschafft, die App liegt vor. Das Thema aber werde vom Forscherteam, ergänzt um Medienpädagoge Prof. Dr. Eik Tappe vom Fachbereich Sozialwesen, weiterbearbeitet: Aktuell beschäftigen sich die Partner mit den grundlegenden Bedingungen, wie digitale Medien in beruflichen Bildungsprozessen bestmöglich eingesetzt werden können und welche Faktoren dann bei Lernstandsanalysen zu beachten sind. Mehr zum Lernspiel „Take Care“ erfahren Interessierte unter eduproject.eu/gabalearn.

Hintergrund
Das Serious Game „Take Care“ ist im Forschungsprojekt „Game based learning in nursing – spielerisch lernen in authentischen, digitalen Pflegesimulationen (GaBa_LEARN)“ entstanden. Dieses Projekt wurde von 2016 bis 2019 von der Förderlinie „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Aktuell läuft ein sich daran anschließendes BMBF-Forschungsprojekt „LernStandPD“.

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