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Stiftungsallianz und Pflegekammer schreiben professioneller Pflege verantwortungsvolle Rolle in der Gesundheitsversorgung zu

14.02.2020 16:55
Die Pflegekammer Niedersachsen teilt nach eigenen Angaben die gemeinsamen Forderungen der Stiftung Münch, der Bertelsmann Stiftung und der Robert Bosch Stiftung nach einer Stärkung der professionellen Pflege in Deutschland. „Das Positionspapier ‚Pflege kann mehr! – Positionspapier für eine neue Rolle der professionellen Pflege im Gesundheitswesen‘ spiegelt die von uns formulierten Forderungen für eine professionelle pflegerische Versorgung wider“, so Kammerpräsidentin Sandra Mehmecke. Die Stiftungen sprechen sich in ihrem Positionspapier unter anderem für die Übernahme von sogenannten heilkundlichen Tätigkeiten durch Pflegefachpersonen aus.

In Niedersachsen seien sowohl die ‚echte‘ Einbeziehung der Pflegefachfrauen und -männer in der primären Gesundheitsversorgung als auch die hierfür notwendige Einführung von Studiengängen zur Qualifikation für eine erweiterte Pflegepraxis leider noch ein sehr strittiges Themenfeld. „Die Erfahrungen in den Gremien Niedersachsens, die sich mit Fragen der Anerkennung von pflegefachlichen Expertisen beschäftigen, zeigen den deutlichen Widerstand von vielen Seiten“, so Mehmecke weiter. Dabei ginge es nicht darum, anderen Professionen Aufgaben weg zu nehmen. „Vielmehr geht es darum, Gesundheitsversorgung aus Sicht der Betroffenen zu denken. Und dabei ist festzustellen, dass Aufgaben, die Pflegefachpersonen schon heute fachlich versierter und ökonomisch effizienter erledigen – für die es aber weiterhin einer Unterschrift einer Ärztin oder eines Arztes bedarf – auch offiziell an qualifizierte Pflegefachpersonen zu übertragen sind.“

Die Stiftungsallianz fordert bundesweit rund 30.000 Studienplätze in der Pflege zu schaffen, um eine Akademisierungsquote von 20 Prozent zu erreichen. Auch die Pflegekammer Niedersachsen hatte bereits im Dezember 2019 in einer Pressemitteilung auf die Notwendigkeit einer höheren Akademisierung der Pflege hingewiesen. Kammerpräsidentin Sandra Mehmecke bekräftigte nun: „Neben Pflegefachpersonen, die eine Ausbildung absolviert haben, brauchen wir dringend auch Pflegefachpersonen mit Hochschulabschluss in der direkten Patientenversorgung. In Niedersachsen gibt es in 2020 keinen einzigen primärqualifizierenden Studiengang in der Pflege. Gerade in der ambulanten und stationären Langzeitpflege aber auch in der Akutpflege wird hochschulisch qualifiziertes Fachpersonal und wissenschaftliche Expertise dringend benötigt. Nur so lassen sich die komplexen Anforderungen an die pflegefachliche und gesundheitliche Versorgung jetzt und in Zukunft bewältigen.“

Laut dem Bericht zur Lage der Pflegefachberufe der Pflegekammer Niedersachsen verfügen nur drei Prozent der registrierten Mitglieder der Pflegekammer Niedersachsen über einen Hochschulabschluss. Sandra Mehmecke: „Wir brauchen in Niedersachsen eine Akademisierungsquote von zehn bis 20 Prozent in der Pflege, wie der Wissenschaftsrat sie schon seit langem fordert. Gemeinsam mit den niedersächsischen Hochschulen möchte die Pflegekammer ausloten: Welche Weichen müssen gestellt werden, damit in Niedersachsen primärqualifizierende und Studiengänge für eine erweitere Pflegepraxis geschaffen werden können?“

Verschiedene Studien zeigten, dass Pflegefachpersonen mit hochschulischer Bildung die Pflegequalität erhöhen. Das Risiko für Komplikationen und die Anzahl an Todesfällen nähmen ab. In vielen europäischen Nachbarländern erfolge die Pflegeausbildung deshalb schon jetzt auf Hochschulniveau. In Deutschland, so die drei Stiftungen in ihrem Positionspapier, arbeiteten hingegen viel weniger akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen in der direkten Patientenversorgung als in anderen westlichen Industrieländern. Die meisten Absolventinnen und Absolventen von Pflegestudiengängen seien in Deutschland in patientenfernen Bereichen tätig.