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wir pflegen e.V.: Pflege darf nicht Frauensache bleiben

07.03.2022 11:55
In Deutschland gibt es rund 5 Millionen pflegende Angehörige. Drei von vier sind Frauen, mahnt der Bundesverband wir pflegen e.V. an. Viele müssten ihre Erwerbsarbeit aufgrund der Pflegetätigkeit aufgeben. Das führe zu starker sozialer Ungleichheit. Um die Benachteiligung von pflegenden Angehörigen zu reduzieren, fordert der Verband weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf und zur Alterssicherung.

„Unser Pflegsystem schiebt die Verantwortung für die Pflege auf die Familien. Dort leisten immer noch Frauen den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit. Das fängt bei der Betreuung und Pflege von Kindern an und setzt sich fort, wenn es um die Pflege der alternden Eltern geht,“ sagt Edeltraut Hütte-Schmitz, Vorstandsmitglied wir pflegen e.V.

Mit der Pflege eines Angehörigen gingen für Frauen häufig hohe Belastungen und prekäre finanzielle Lebenslagen einher. Viele könnten nur in Teilzeit arbeiten oder müssen ihren Beruf aufgrund fehlender Unterstützungsangebote ganz aufgeben.

„Besonders betroffen sind hiervon Mütter pflegebedürftiger Kinder, sie pflegen oft ein Leben lang“, erklärt Hütte-Schmitz. „Die eingeschränkten Betreuungsmöglichkeiten machen die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf nahezu unmöglich. Das zieht erhebliche Folgen für die eigene Altersabsicherung nach sich: Armut durch Pflege ist dann oft vorprogrammiert.“

Um die Benachteiligung von Frauen zu reduzieren und eine geschlechtergerechte Aufteilung der Pflegeverantwortung zu erreichen, bedürfe es einer grundlegenden Modernisierung des Pflegesystems.

Hütte-Schmitz führt aus: „Dazu gehören ausreichende bedarfsgerechte Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige und flexiblere Arbeitszeitmodelle. Die Einführung von Lohnersatzleistungen beispielsweise würde es pflegenden Angehörigen und insbesondere Frauen ermöglichen, die Berufstätigkeit temporär zu reduzieren. Lohnersatzleistungen wären auch für Männer ein Anreiz, mehr Pflegeverantwortung zu übernehmen. Darüber hinaus sollte die Anerkennung von Pflegezeiten rentenrechtlich gleichgestellt werden mit Erziehungszeiten.“

In Kürze will wir pflegen ausführliche Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Position pflegender Angehöriger veröffentlichen, darunter auch weitere Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und zur Alterssicherung pflegender Angehöriger.