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Westerfellhaus spricht über "Die Lektionen der Pandemie und die Aufgaben für die deutsche Pflegepolitik“

16.09.2020 17:01
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen stehen immer wieder vor der Herausforderung, von einem auf den anderen Tag die häusliche Pflege anders organisieren zu müssen. Dazu ist ein hohes Maß an Flexibilität bei den ambulanten Pflegeleistungen notwendig. Für die aktuellen, pandemiebedingten Versorgungsprobleme wurde diese Flexibilität punktuell und befristet geschaffen. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen benötigten sie jedoch deutlich umfassender und dauerhaft. Der Pflegebevollmächtigte, Andreas Westerfellhaus, hat deshalb in seinem Konzeptpapier zum Entlastungsbudget 2.0 einen praktikablen Vorschlag zur Neujustierung der ambulanten Pflegeleistungen vorgelegt, den er unter anderem am 9. Dezember auf einer Veranstaltung des Deutschen Pflege Forums in Berlin vorstellt.

Nahezu alle Leistungen bei häuslicher Pflege sollten demnach in zwei flexibel abrufbaren Budgets, dem Pflege- und Entlastungsbudget, zusammengefasst werden. Zusammen mit einer vertrauensvollen, unabhängigen Beratung vor Ort durch den „Pflege Ko-Piloten“ werden individuelle und passgenaue Pflegesettings endlich möglich.

Pflegekräfte brauchten jedoch nicht nur Applaus oder einmalige Pflegeboni, sondern vor allem eine flächendeckend attraktive Entlohnung mindestens auf Tarifniveau und optimale und familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Es sei beschämend, dass so viele Arbeitgeber in der Langzeitpflege und in den Kliniken sich da einfach nicht bewegen wollten. Die Sozialpartner müssten sich endlich auf einen Tarifvertrag einigen, welcher auf die gesamte Langzeitpflegebranche erstreckt werden könne. In diesem Tarifvertrag sollten neben attraktiven Löhnen insbesondere zeitgemäße Arbeitszeitmodelle vorgesehen werden.

Denn gute Arbeitsbedingungen seien absolut grundlegend, um Pflegekräfte im Beruf zu halten. Im letzten Jahr hatte der Pflegebevollmächtigte ein „Projekt zur Umsetzung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege“ gestartet, das jetzt in einer zweiten Phase in den bundesweiten Roll-Out gehen soll.

Die Pandemie habe deutlich ins Bewusstsein gerückt, dass eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe notwendig ist, um eine optimale Versorgung der Patienten und Pflegebedürftigen auch in Krisenzeiten sicherzustellen. Mit den Corona-Gesetzen sei Pflegekräften und anderen Gesundheitsfachberufen mehr Verantwortung durch die Befugnis zur Ausübung von heilkundlichen Tätigkeiten ermöglicht worden. Dieser Schritt sei richtig gewesen, da Pflegefachkräfte grundsätzlich zur Übernahme ausgewählter heilkundlicher Aufgaben qualifiziert seien. Und der Gesetzgeber habe diese Kompetenzen nun endlich anerkannt.

Nun gelte es, den Strategieprozess des Bundesministeriums für Gesundheit zur interprofessionellen Zusammenarbeit im Gesundheits- und Pflegebereich engagiert und auch zeitnah voranzutreiben und die für Notlagen übertragene Verantwortung in den Regelbetrieb zu übernehmen.

Die Veranstaltung findet am 9. Dezember 2020 um 18 Uhr im  Einsteinsaal, Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt, Jägerstrasse 22-23, 10117 Berlin, statt.