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„Pflege-Profession strukturiert beteiligen“

03.02.2015 14:00
Andreas Westerfellhaus ist seit sechs Jahren Präsident des Deutschen Pflegerates, davor war er ebenso viele Jahre lang Vizepräsident der mit 16 Mitgliedsverbänden bedeutendsten berufständischen Vertrertung der Pflege-Profession in Deutschland. „Monitor Pflege“ sprach mit Westerfellhaus über die Beweg- und Hintergründe, mit dem Deutschen Pflegetag ein sichtbares mediales Fanal zu schaffen, mit dem die professionell Pflegenden eine neue werthaltige Bedeutung im deutschen Gesundheitssystem demonstireren können.

>> Sie überblicken ein Dutzend Jahre Pflege aus einer hohen Perspektive. Wie hat sich Ihre Profession in dieser Zeit verändert?
Einer der großen Erfolge nicht der letzten, sondern der beiden letzten Dekaden war, dass wir vor über 15 Jahren den Deutschen Pflegerat gegründet haben. Damit wurde ein Dachverband für die Pflege ins Leben gerufen, in dem wir unsere Interessen und unsere Ansätze innerhalb der Profession der Pflegenden ganz anders als früher vertreten können. Das ist schon mal der große grundlegende Erfolg.

Und das bereits immerhin mit 16 Mitgliedsverbänden.
Die sich zudem sehr heterogen zusammensetzen – von Managern über Pädagogen über den Bereich der Hygiene bis hin zu den Fachgesellschaften, den Generalistenverbänden, der Altenpflege, der Kinderkrankenpflege usw. Wir versuchen, was nicht immer leicht ist, den Spagat hinzubekommen, um gemeinsame Positionen zu erarbeiten. So wurde eben die Position des Deutschen Pflegerates zur Sterbehilfe verabschiedet. Das ist ein Thema, das wir nicht nur der Ärzteschaft oder den politischen Gremien in diesem Lande überlassen dürfen, weil die professionell Pflegenden einen sehr hohen Anspruch haben, in dieser gesellschaftlichen Meinungsbildung mitzuwirken. Denn wir sind diejenigen, die Patienten und ihre Angehörigen in diesen Minuten und Momenten am Ende des Lebens begleiten.

Was hat sich in der Pflege Ihrer Einschätzung nach aktuell verändert? Was zum Guten, was zum Schlechten?
Bei allen Entwicklungen und Erfolgen neigt man schnell dazu, das zu beschreiben, was man nicht erreicht hat. Das ist zum einen, dass wir für die professionell Pflegenden immer noch einen riesigen Nachholbedarf in der politischen Wahrnehmung feststellen müssen. Bei diesem wichtigen Thema geht uns Vieles viel zu langsam. Minister Gröhe sagt dann immer, die Politik habe doch mit dem Pflegestärkungsgesetz wichtiges geleistet, was ja auch durchaus richtig ist. Auch was die Profession und deren Bild in der Öffentlichkeit angeht, ändert sich der Status immer noch zu langsam.

Wie sieht es mit dem Stellenwert des Deutschen Pflegerats aus?
Wir werden als Vertretung der Pflegenden in Deutschland ganz anders als früher wahrgenommen. In den medialen wie in den politischen Diskussionen ist es mittlerweile undenkbar, die Profession über den Deutschen Pflegerat nicht zu beteiligen.
Das ist aber auch bedingt durch die Kenntnis der demografischen Entwicklung der Herausforderung.
Das stimmt. Dennoch ist es bemerkenswert. In der Berufsgruppe der Pflegenden ist es nicht besonders hoch ausgeprägt, sich zu solidarisieren; vornehmer ausdrückt: Die Entwicklung hat noch Luft nach oben. Denn derzeit sind nur rund zehn Prozent der Pflegenden in Berufsverbänden organisiert, das ist fast beschämend wenig.

Was glauben Sie, woher kommt das?
Wenn ich das wüsste, würde ich genau da den Hebel ansetzen. Es ist vielleicht irgendwo in der Tradition der Pflege in Deutschland verortet, weil hier Pflege als soziale Aufgabe verstanden wird. Darum wurde der Sprung in ein anderes Selbstverständnis lange nicht geschafft, damit aber verkennend, dass man mit Macht und Nachdruck für die eigenen Belange eintreten muss, um etwas zu erreichen. Vergleichen Sie das mal mit anderen Ländern wie Großbritannien, dort würde ein professionell Pflegender nie akzeptieren, dass es keine Selbstverwaltung der Pflegenden gibt.

Das liegt an einem anderen Rollenverständnis.
Genau. Und ebenso daran, dass die meisten professionell Pflegenden natürlich auch zusätzlich noch immer irgendwo Gewerkschaftsmitglied sind.

Nun könnte man trefflich fragen: Liegt es an einem fehlenden Rollenverständnis oder hat nicht gar die durch Gewerkschaften gefühlte Solidarität dieses Rollenverständnis verhindert?
Es kann durchaus sein, dass diese gefühlte Solidarität die Entwicklung eines starken,
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Ausgabe 01 / 2015