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Desitin und Knappschaft schließen IV-Vertrag zur Epilepsieversorgung

05.12.2011 10:48
Der bundesweit erste Vertrag zur Integrierten Versorgung (IV), bei dem ein pharmazeutisches Unternehmen Initiator und unmittelbarer Vertragspartner ist, steht: Der Krankenversicherer Knappschaft, die Desitin Arzneimittel GmbH sowie die Managementgesellschaft Deutsche Gesundheitssystemberatung (GSB) haben einen IV-Vertrag abgeschlossen, durch den die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die an Epilepsie leiden, verbessert werden soll. Dies gaben die Knappschaft und Desitin Ende November in Hamburg bekannt.

Medizinische Leistungserbringer und Partner des Vertrags zur Integrierten Versorgung sind das Norddeutsche Epilepsiezentrum Raisdorf für Kinder und Jugendliche und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. In den IV-Vertrag können sich Hausärzte und niedergelassene Neuropädiater einschreiben. Herzstück der Vereinbarung, die erst durch die Novellierung des Paragrafen 140b des Sozialgesetzbuchs V zum Jahresanfang möglich wurde, ist das Internet-basierte Dokumentations- und Therapiemanagementsystem EPI-Vista®. Es wurde von Desitin gemeinsam mit führenden Epileptologen bis zur heutigen Reife entwickelt. Das Unternehmen bringt diese telemedizinische Kommunikationsplattform in das Projekt ein und finanziert es. Außerdem unterstützt Desitin die Vertragspartner durch Marketing- sowie Kommunikationsmaßnahmen und führt die erforderliche Schulung der Vertragsärzte zu EPI-Vista® durch. Die telemedizinische Kommunikationsplattform EPI-Vista® ermöglicht es den Eltern betroffener Kinder, in einem elektronischen Patiententagebuch alle krankheitsrelevanten Ereignisse zu erfassen: etwa die Häufigkeit von Anfällen sowie Wirkungen und Nebenwirkungen der Therapie. Auf diese Daten können sie den behandelnden Ärzten Zugriff gewähren, die wiederum über das System elektronische Krankenblätter mit Diagnosen, Anfallsarten und Befunden führen. Die synchronisierten Informationen werden anonymisiert und verschlüsselt an einen zentralen Server am Universitätsklinikum Greifswald übertragen und können dort von Patient und Arzt jederzeit in aktualisierter Form abgerufen werden. Durch die lückenlose Verlaufskontrolle und die damit erreichte Transparenz im Behandlungsprozess sollen eine optimale Therapie-Einstellung erreicht und die Zahl der Arztbesuche reduziert werden. Hintergrund ist die geringe Zahl entsprechender Fachärzte: in ganz Schleswig-Holstein sind nur elf Neuropädiater tätig. Die Knappschaft sieht darin einen der Gründe für die Defizite in der Epilepsiebehandlung bei Kindern und Jugendlichen, die mit hohen Folgekosten für Akutbehandlungen, Klinikaufenthalte, aber auch Krankengeldzahlungen für pflegende Eltern verbunden ist. "Uns geht es nicht ums Sparen, sondern wir wollen etwas Gutes für unsere Patienten und honorieren auch den Mehraufwand der Ärzte", betonte Karin Agor, Vertragsreferentin der Knappschaft in Hamburg. Niedergelassene Hausärzte und Neuropädiater, die sich in diesen Vertrag einschreiben, erhalten pro Fall eine Einmalzahlung (von 50 Euro) sowie pro Fall und Quartal eine EPI-Vista®-Pauschale (30 Euro). Der Vertrag ist zunächst auf Schleswig-Holstein begrenzt. Die Knappschaft geht davon aus, dass in Schleswig-Holstein bei sehr konservativer Hochrechnung mindestens 2400 Kinder an Epilepsie leiden. Das Hamburger Arzneimittelunternehmen Desitin begründet sein Engagement mit den sich ändernden gesundheitspolitischen Anforderungen an die Pharma-Industrie, die nicht länger als reiner Medikamentenhersteller, sondern als Servicepartner gefordert sei. "Als Anbieter der breitesten Palette von Antiepileptika in Deutschland ist Desitin auch im Servicebereich für Patient und Arzt führend und hat das Ziel, diesen Status weiterhin auszubauen", betonte der Leiter Healthcare Management bei Desitin, Alexander Fröhlich. Mit dem Dokumentations- und Therapiemanagementsystem EPI-Vista® und der Leitlinien-Software EPI-Scout® biete Desitin Lösungen an, um erkannte Versorgungsdefizite in der Indikation Epilepsie zu reduzieren. Dadurch werde es dem Kostenträger ermöglicht, auch außer-halb des Arzneimittelbereichs Einsparungen zu erzielen. Fröhlich wies darauf hin, dass EPI-Vista® bereits seit Jahren im Einsatz ist und von mittlerweile 2700 Patienten in ganz Deutschland genutzt werde.