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Krebs – Herausforderung für Arbeitsmediziner

02.02.2010 14:45
Betriebsärzte sind Lotsen im Sturm und Fels in der Brandung – nämlich bei Prävention, Nachsorge und Wiedereingliederung auch bei Krebs

Weltweit erkranken jährlich rund 11 Millionen Menschen an Krebs. Allein in Deutschland sind pro Jahr rund 440.000 Neuerkrankungen zu verzeichnen. Am Weltkrebstag am 4. Februar wollen dessen Initiatoren dafür Bewusstsein schaffen, dass Krebs die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauferkrankungen ist. Prävention, Forschung und Therapien stehen an diesem Tag im Vordergrund.

Auch für die Arbeitsmediziner stellt die tückische Krankheit eine große Herausforderung dar. „Es gibt Risikofaktoren an den Arbeitsplätzen“, erläutert Dr. Wolfgang Panter, Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), „und um diese möglichst auszuschließen, ist die arbeitsmedizinische Expertise unerlässlich.“ Aber auch im Falle einer Erkrankung kommt den Betriebs- und Werksärzten eine wichtige Bedeutung zu: Indem sie die Patienten bei der Eingliederung in den Arbeitsprozess begleiten, medizinische sowie psychosoziale Unterstützung leisten oder  ganz pragmatisch dabei behilflich sind,  notwendige medizinische und betriebliche Unterlagen für die Versicherungsträger zusammenzustellen. „Idealerweise ist der Betriebsarzt die Schnittstelle zwischen betroffenem Mitarbeiter, Personalleitung, Betriebsrat, Schwerbehinderten-beauftragtem, behandelndem Arzt, Berufsgenossenschaft, Rentenversicherung und Krankenkasse“, fasst Dr. Panter die Aufgaben zusammen. „Man kann sagen: Betriebsärzte sind Fels in der Brandung und gleichzeitig Lotse im Sturm.“ Eine Doppelfunktion, die den Beruf des Arbeitsmediziners nicht leicht, aber umso interessanter macht.

Risikofaktor Schichtdienst?

Voraussetzung für eine erfolgreiche Krebsprävention am Arbeitsplatz ist eine gründliche Suche und Analyse der Risikofaktoren. Neben Arsen und Asbest, die seit Längerem als Ursachen ausgemacht worden sind, hat die International Agency for Research on Cancer (IARC) seit 2007 auch bestimmte Formen der Schichtarbeit als wahrscheinlich krebsauslösend eingestuft.

Eine Kausalbeziehung zwischen Schichtarbeit und Krebserkrankung ist jedoch nicht zweifelsfrei belegt, womit in Deutschland die notwendige Voraussetzung für eine Anerkennung als Berufskrankheit fehlt. Hier bedarf es intensiver Forschungsanstrengungen. Doch selbst wenn in absehbarer Zeit kein individueller Marker für erhöhte Krebsrisiken verfügbar sein wird, können arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen einen wichtigen Beitrag zur Prävention leisten. Hauptgeschäftsführer Jochen Protzer weist auf das Arbeitszeitgesetz hin: „Beispielsweise haben Nachtarbeiter den Rechtsanspruch vor Aufnahme der Schichtarbeit und anschließend alle drei Jahre, ab dem 50. Lebensjahr sogar jährlich eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung vornehmen zu lassen. Viele Betriebsärzte weisen betroffenen Mitarbeiter oft aktiv darauf hin.“

Generell rät Jochen Protzer Unternehmen dazu, Aktionstage zur Gesundheitsvorsorge anzubieten. Die Teilnahme der Beschäftigten sollte natürlich freiwillig sein. „Es gibt sehr gute Beispiele großer und mittelständischer Unternehmen, deren Aktionstage zur Früherkennung von Erkrankungen beigetragen haben“. Es sei selbstverständlich, dass dabei kein Druck ausgeübt werde. „Schließlich handelt es sich um ein Angebot an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht um eine Überprüfung der Belegschaft. Betriebliche Gesundheitsvorsorge kann dazu beitragen, Schlüsse für eine Verbesserung der Arbeitssituation zu ziehen“, betont der Hauptgeschäftsführer des Berufsverbands Deutscher Arbeitsmediziner.

Aufklärung durch neuen Report über Berufskrankheiten

Arbeitsmedizin erfordert Interdisziplinarität. Deshalb haben Unfallversicherungsträger und das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) einen Report herausgegeben, der sich an sogenannte BK-Ermittler der Unfallversicherungsträger, aber auch an Gutachter, Arbeitsmediziner und andere Personengruppen richtet, die sich mit dem Thema Berufskrankheiten befassen. Thema des aktuellen Reports sind Aromatische Amine, die beispielsweise bei der Farbstoffherstellung freigesetzt werden. Sie sind nach Asbest und ionisierender Strahlung dritthäufigster Auslöser von Krebs am Arbeitsplatz und lösen vor allem Harnwegkrebs aus.

Im Report „Aromatische Amine“ wurden alles zusammengetragen, was für die BK-Ermittlung hilfreich sein kann: Identifizierungshilfen, Angaben zu chemischen und physikalischen Eigenschaften, gesetzliche Regelungen und Verbote, branchenspezifische Informationen zu belastenden Arbeitsverfahren und Produkten und vieles mehr. Ein Grund, weshalb Verbandspräsident Dr. Panter das Werk allen Betriebsärzten ausdrücklich empfiehlt: „Immer auf dem neuesten Stand zu sein, ist für uns wichtig und auch Ehrensache. Wir wollen dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen in Deutschland gesünder zu machen.“ Denn Ziel der Arbeitsmedizin ist es nicht nur, erkrankten Arbeitnehmern zu helfen, sondern dazu beizutragen, Krankheitsrisiken am Arbeitsplatz abzubauen.

 

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