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Mit Physician Assistants gegen den Ärztemangel

29.05.2024 16:41
Das Berufsbild des Physician Assistant (PA) ist in Deutschland noch jung, doch im Diakonissenkrankenhaus Leipzig und in den Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz, die beide zum mitteldeutschen Verbund von Agaplesion gehören, hat es sich bereits etabliert. Seit 2019 wurden allein in den Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz neun PA in Zusammenarbeit mit der BA Plauen ausgebildet, fünf von ihnen sind aktuell in der Klinik beschäftigt und unterstützen Ärztinnen und Ärzte. Das Fazit falle rundum positiv aus.

„Gerade angesichts des Ärztemangels sind Physician Assistants eine sinnvolle Bereicherung. Diese arbeiten in Krankenhäusern, können aber auch im ambulanten Bereich eingesetzt werden. In den USA, Kanada, Großbritannien und anderen Ländern ist der vielseitige Beruf zu Recht seit langem etabliert. Unsere PAs entlasten Mediziner wirkungsvoll bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten“, stellt Privatdozent Dr. med. Dirk Zajonz, Leitender Oberarzt der Klinik Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie und Koordinator des in Chemnitz ansässigen zertifizierten Endoprothetikzentrums fest. „Dadurch können sich diese besser auf ihre Kernbereiche konzentrieren.“

Zum Berufsalltag des PAs gehörten alle Aufgaben, die sich delegieren lassen. Entsprechend umfangreich seien die Einsatzmöglichkeiten: Sie reichten von der Vorbereitung auf die Operation, der Assistenz während der Eingriffe über die Betreuung auf der Station und der Teilnahme an Visiten. PAs klärten Patienten über Eingriffe und Therapiemaßnahmen auf, führten Anamnesen und Untersuchungen durch und seien in der Notaufnahme tätig. Auch im mittlerweile sehr umfangreichen Administrationspart des Medizineralltags fänden sich viele Aufgaben, die von PAs durchgeführt werden könnten, wie z.B. in der Dokumentation, der Anfertigung von Anträgen sowie in den Bereichen Qualitätssicherung und Risikomanagement.

Physician Assistants arbeiten in Krankenhäusern, können aber auch im ambulanten Bereich eingesetzt werden. Grundvoraussetzung für das duale Studium ist eine vorhergehende Ausbildung im medizinischen Bereich, beispielsweise in der Physiotherapie oder Pflege. „Diese Vorbildung ist in unseren Augen unabdingbar“, konstatiert Dr. Zajonz. „Denn so wissen die PAs bereits, wie ein Krankenhaus funktioniert. Und uns hilft es sehr, dass nicht nur Akademiker, sondern auch Praktiker da sind.“

Aktuell arbeiteten fünf PAs in den Zeisigwaldkliniken, darunter auch Florian Fritzsche, der das duale Studium im Oktober abgeschlossen hat und jetzt in der Orthopädie und Unfallchirurgie tätig ist. Zuvor hat er eine Ausbildung als Physiotherapeut absolviert. Fritzsche erinnert sich an das duale Studium als sehr intensive Zeit, vor allem an den anspruchsvollen Theorieteil in der renommierten BA Plauen. „Meine vorherige Ausbildung hat mir hier sehr geholfen. Ich hatte z.B. schon sehr gute Kenntnisse in der Anatomie und musste nicht bei null angefangen.“

Die eine Hälfte der Ausbildung ist Theorie, die andere Praxis. In den Zeisigwaldkliniken habe jeder Praxisteil einen Schwerpunkt, um die Nachwuchskräfte vielseitig zu schulen. So durchliefen die angehenden PAs das gesamte Spektrum der Kliniken, sie seien in der Notaufnahme und in der Chirurgie, lernten zudem die Bereiche Urologie und Innere Medizin kennen.

Welche Tätigkeiten PAs durchführen dürfen, hat die Bundesärztekammer geregelt. Medizinische Aufgaben wie das Stellen von Diagnosen, das Durchführen von wesentlichen Untersuchungen, die Patientenaufklärung und -beratung sowie die Entscheidung über Therapien sowie das Durchführen von Bluttransfusionen, invasive Therapien und Operationen sind weiterhin ausschließlich approbierten Medizinern vorbehalten. Dennoch bleibe eine Grauzone: „Es wäre wünschenswert, dass es eine noch eindeutigere Grundlage gäbe, ähnlich der Approbation“, so Dr. Zajonz. „Denn die Tätigkeit lebt stark davon, dass Ärzte und Ärztinnen ganz genau wissen, was in den Zuständigkeitsbereich der Physician Assistants fällt. Damit können sie diese optimal einsetzen und werden selbst stark entlastet, z.B. in der Rufbereitschaft. Aber auch bei den Patienten muss der Beruf noch bekannter werden, um das Vertrauen zu stärken.“