Sie sind hier: Startseite Abstracts Kurzfassungen 2016 „Die Generalistik ist die Antwort“

„Die Generalistik ist die Antwort“

30.03.2015 16:20
Franz Wagner ist von seiner Ausbildung her mit Herz und Seele Gesundheits- und Krankenpfleger. Nach diversen Weiterbildungen zu Intensivpflege, Stationsleitung und als Lehrer für Pflegeberufe hat er ein Master-Studium „Pflege und Gesundheitswissenschaften“ angeschlossen, war zu erst als Krankenpfleger in Bereichen Psychiatrie und Intensivpflege, dann als Lehrer für Pflegeberufe am Klinikum Nürnberg tätig, bevor er 1999 Bundesgeschäftsführer des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) e.V. und 2006 Vize-Präsident des Deutschen Pflegerats wurde. Als solcher vertritt er die deutsche Pflege auch international und ist vehementer Verfechter der Pflegekammer sowie der generalistischen Ausbildung.
>> Nach dem Pflegestärkungsgesetz 1 (PSG 1) und dem Pflegestärkungsgesetz 2 (PSG 2) kommt nun das Pflegeberufsgesetz. Warum ist dieser Gesetzesreformreigen für die Pflege ein Fortschritt.
Wir haben jahrelang darauf hingearbeitet, dass die Politik diese Gesetze endlich auf den Weg bringt. Das macht man nicht einfach so, sondern erfordert von allen Beteiligten eine lange Vor- und Entwicklungsarbeit. So hat beispielsweise der Deutsche Bildungsrat für Pflegeberufe ein Bildungskonzept entwickelt, das sowohl die im Pflegeberufsgesetz eingeführte Generalistik, als auch die hochschulische Erstausbildung fokussiert hat.

Die gibt es doch bisher auch schon.
Sicher, doch nur in Modellprojekten. Wichtig ist, dass sowohl die Generalistik, als auch die hochschulische Erstausbildung regelhaft eingeführt werden. Das waren zwei wichtige Punkte, die auf unserer politischen Agenda standen und nun den Weg ins Gesetz gefunden haben.

Warum ist Ihnen das so wichtig?
Vor allem aus Patientensicht ist mir das wichtig. Die Klienten, die im Pflegeheim oder im Krankenhaus betreut werden, haben sich im Vergleich zu früher verändert. Wir haben überall einen hohen Anteil von demenzkranken Menschen, einen ebenso hohen Anteil von Menschen mit mehreren chronischen Erkrankungen. Und immer mehr Menschen, die aus dem Krankenhaus direkt ins Pflegeheim gehen müssen, weil sie nach einer Behandlung, nach einer Operation oder auch nach einem Sturz entweder überhaupt nicht oder zumindest vorübergehend nicht mehr selbstständig leben können. Man kann durchaus sagen, dass sich die Unterschiede bei den Versorgungsbedarfen zwischen den Versorgungssektoren nivelliert haben.

Damit kann es doch auch die frühere, strenge Trennung und ebenso große Unterschiede der pflegerischen Aufgaben in den verschiedenen Sektoren nicht mehr geben.
Eben. Und weil es die nicht mehr gibt, braucht die Pflege sowohl die generalistische, als auch die hochschulische Ausbildung, die aus unserer Sicht die Antwort auf die sich deutlich verändernden und komplexeren Anforderungen an die Pflegeberufe sind. Das spiegelt auch der Fakt wieder, dass vor allem die Altenpflege und die Gesundheits- und Krankenpflege eine wesentlich größere Schnittmenge als noch vor 15 oder 20 Jahren haben.

Es sind aber gerade die Alten- und die Kinderkrankenpfleger, die gegen die Generalistik argumentieren.
Einspruch. Der Berufsverband der Kinderkrankenpflege ist Mitglied des Deutschen Pflegerats und trägt die Beschlusslage mit der Forderung nach einer generalistischen Ausbildung mit Schwerpunktbildung voll mit.

Das tun zum Beispiel die pädiatrisch Pflegenden nicht, auch nicht die Altenpfleger.
In der Altenpflege wehren sich vor allem die Träger der Altenhilfeeinrichtungen und die Altenpflegeschulen gegen die generalistische Ausbildung. Und in der Kinderkrankenpflege hört man vor allem die Pädiater ihren Einspruch rufen.

Haben diese Gruppen verstanden, was Generalistik bedeutet?
Das möchte ich zumindest zum Teil bezweifeln. Oft hat man aber auch das Gefühl, dass viele, die sich hier zu Wort melden, ein großes Interesse daran ....
Das ausführliche Interview lesen Abonnenten im Archiv

 

Ausgabe 01 / 2016