Sie sind hier: Startseite News Verbände: Reform der Pflegeversicherung ist dringend nötig

Verbände: Reform der Pflegeversicherung ist dringend nötig

26.04.2024 11:08
Die Pflegeversicherung ist in dieser Woche 30 Jahre alt geworden. Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) und der Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland e.V. (VdDD) warnen, dass fehlende Investitionen in die Sozialsysteme und ein Stückwerk an gesetzlichen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Langzeitpflege zukunftsfest für alle Anspruchsberechtigten zu sichern. Es bedürfe einer grundlegenden Reform, um die Pflegeversicherung auf die künftigen Herausforderungen auszurichten.

Wilfried Wesemann, Vorstandsvorsitzender des DEVAP, erklärt: „Die Zahlungsfähigkeit der Pflege­versicherung ist bereits im Jahr 2025 nicht mehr sichergestellt, zugesicherte Bundesmittel für versicherungsfremde Leistungen wurden nicht gewährt und der Bundeszuschuss wurde bis 2027 gestrichen. Dieses Spardiktat muss endlich enden, damit die Langzeitpflege nicht zur Sozial- und Demokratiefrage wird, sondern das professionelle Pflegesystem das Recht auf würdevolle Pflege endlich wieder erfüllt. Die Ergebnisse der DEVAP Umfrage bestätigen die akute Gefährdung der Versorgungs­sicherheit in der Langzeitpflege: Vier von fünf Trägern der Langzeitpflege müssen ihre Angebote einschränken. Die aktuellen Reformen auf Bundesebene sind nicht ausreichend, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, Personal zu sichern und die Leistungsfähigkeit der Pflegeversicherung zu halten.“

Dr. Ingo Habenicht, Vorstandsvorsitzender des VdDD, meint dazu: „Entscheidend für die diakonischen Unternehmen ist Planungssicherheit. Ein Flickenteppich aus Nachbesserungen reicht da nicht aus, es ist eine grundlegende Nachjustierung nötig: durch eine Deckelung des pflegebedingten Aufwands, zielgruppenspezifische Versorgungsangebote und die Refinanzierung einer modernen stationären und ambulanten professionellen Versorgung.“

Ebenso brauche es die nötige Flexibilität, um neue Modelle auszutesten: „Wir müssen auch an andere, sektorenübergreifende Pflegesettings unter Einbindung des Ehrenamts denken, um der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung der Pflege passgenau und zukunftssicher gerecht werden zu können“, sind sich beide Verbandsvorsitzenden einig. „Die Pflegeversicherung braucht nach 30 Jahren endlich einen Neustart.“

Laut den Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums zahlten im vergangenen Jahr 74,3 Millionen Versicherte in die öffentliche Kasse ein; 9,1 Millionen Personen sind privatversichert. Seit 1996 ist die Zahl der Pflegebedürftigen von 1,5 Millionen auf 4,8 Millionen Menschen im Jahr 2022 gestiegen. Die Kosten haben sich mit mehr als 56 Milliarden Euro seit der Einführung mehr als verdreifacht. Bis 2035 wird eine weitere Steigerung auf 5,6 Millionen Pflegebedürftigen erwartet.