„Aus der Praxis - für die Praxis“
So wird mit dem Eröffnungsvortrag von Dr. Henning Scherf, Bürgermeister der Hansestadt Bremen a. D. und selbst wohnhaft in einer „Senioren-WG“, das Thema der Gesunderhaltung im Alter thematisiert. „Vor der Pflege kommt die Pflegevermeidung – da geht doch noch was!“, kommentiert Scherf die gewonnene Lebenszeit, in der jedoch bereits oft Unterstützung notwendig ist, um die Autonomie in den eigenen vier Wänden so lange wie möglich aufrecht erhalten zu können.
Dabei spielt zum einen soziales und ehrenamtliches Engagement eine große Rolle, das im Rahmen der Pflegekonferenz nicht zuletzt durch die Verleihung des Marie Simon Pflegepreises (s. S. 12) und des Otto Heinemann Preises (s. S. 13) gewürdigt wird. Denn „eine der großen Herausforderungen für die Pflege ist es, die historischen Wurzeln der Nächstenliebe mit den aktuellen Notwendigkeiten der Wirtschaftlichkeit zu verbinden“, wie Dr. Norbert Hebestreit zusammenfasst. Der leitende Pflegewissenschaftler am Universitätsklinikum Jena wird gemeinsam mit „Monitor Pflege“-Herausgeber Prof. Dr. Reinhold Roski das Fachforum zum Thema Social Investment in der Pflege moderieren und dabei erörtern, wie/was dieses Konzept zur Verbesserung der Pflege beitragen kann.
Die Zeichen der Zeit erkennen
„Technische Innovationen bewegen sich in der Pflege – mehr als in den meisten anderen Branchen – im Spannungsfeld „Mensch-Technik-Organisation“, sagt Weiß und führt aus, dass alleine der Einflussfaktor „Mensch“ sich auf Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte aufteile. „Auch der Faktor ,Organisation‘ ist vielschichtig und umfasst sowohl die ambulante und stationäre Pflege (Soziale Pflegeversicherung SGB XI) als auch die ambulante häusliche Krankenpflege (Gesetzliche Krankenversicherung SGB V)“, gibt Weiß einen Ausblick auf die Möglichkeiten, die Digitalisierung und Technisierung bieten. Forschungsprojekte und Modellvorhaben sowie deren Übertragung in die Regelversorgung werden im Fachforum diskutiert.
Erhöhte Akzeptanz
An den politischen Rahmenbedingungen hat sich in der vergangenen Legislaturperiode einiges verändert. Welche Auswirkungen diese Neuerungen in der pflegerischen Praxis haben, wird beispielsweise Martin Melcer, Bereichsleiter Koordination/Kommunikation, Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen, in Bezug auf die Einführung der neuen Pflegebegutachtung zeigen. „Die Zahl der Anträge auf Pflegeleistungen ist im Zuge der Umstellung auf das neue Pflegebegutachtungssystem deutlich angestiegen“, berichtet Melcer, doch der MDK habe sich frühzeitig darauf eingestellt. Als „praktikabel, gut strukturiert und nachvollziehbar“ charakterisiert er das Begutachtungssystem und erwartet eine Steigerung der Zufriedenheitsquote, sodass auch die Akzeptanz wachse.
Auf Zukünftiges lenkt auch Referent Franz Knieps den Blick: Vor dem Hintergrund des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes, der ein neues theoretisches Verständnis von Pflege bedinge, müsse nun auch ein faktisch neuer leistungsbezogener Pflegebegriff kreiert werden, „um die praktische Pflege vor Ort fachlich und zielorientiert weiterentwickeln zu können“, prognostiziert der Vorstand des BKK Dachverbandes e.V. Die Auswirkungen der gesetzlichen Änderungen auf die Pflege sind damit genauso Gegenstand des von Amelie Fried und Jörg Thadeusz moderierten Programmes wie die Pflegekammer, Hygienemaßnahmen oder Altersgerechte Lebensräume und Pflegestrukturen in der Kommune. Die Besucher dürfen gespannt sein. <<