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Entlassmanagement für alle – was sagen die Patienten selbst?

09.10.2017 12:10
Kontinuität beim Wechsel der Versorgungssektoren, wie die Überleitung von der stationären in die ambulante Behandlung, ist seit mehr als einem Vierteljahrhundert als eine der Schlüsselkategorien für gute Versorgungsqualität aus Patientensicht nachweislich identifiziert (Gerteis et al. 1993). In Deutschland wurde das Entlassmanagement im Jahr 2012 im fünften Sozialgesetzbuch (§39, Abs. 1) als Teil der Krankenhausbehandlung festgeschrieben, mit Inkrafttreten des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes 2015 haben Patienten in Deutschland einen Rechtsanspruch auf eine strukturierte Gestaltung der Anschlussversorgung durch das Krankenhaus. Zwar gaben bereits 2012 fast 80% der Krankenhäuser mit mehr als 50 Betten an, ein systematisches Entlass- oder Überleitungsmanagement durchzuführen, aufgrund mangelnder Evaluation ist bis heute jedoch nicht bekannt, ob, wie erfolgreich und mit welchem Nutzen für die Patienten dies tatsächlich umgesetzt wird (SVR 2012).

Der seit Jahren ausgetragene Streit um das Entlassmanagement zeigt exemplarisch, welche Aspekte einer echten Patientenorientierung in unserem Gesundheitssystem regelmäßig im Weg stehen. International hat man längst verstanden, dass die Einbindung von Patienten in Planung, Steuerung und Evaluation eine effektivere und effizientere Versorgung begünstigt. Rückmeldungen von über 44.700 Patienten aus 97 deutschen Krankenhäusern zeigen, dass für die Mehrzahl der Patienten (89%) eine Unterstützung durch das Krankenhaus wichtig ist, dass sie in vielen Bereichen geleistet wird, jedoch an zahlreichen Stellen noch deutlicher Handlungsbedarf besteht. Unterstützung bei der Organisation der Weiterversorgung ist für 48% der Patienten relevant, wobei der Bedarf je nach Fachabteilung variiert. Am häufigsten benötigen Patienten alltagspraktische Informationen zum Gesundheitsverhalten (70%). Dies ist gleichzeitig der Bereich, der am kritischsten erlebt wird, zwischen 43 und 62% berichten hier über Probleme. Die Ergebnisse bestätigen, dass Patienten wichtige Hinweise (nicht nur) für die Ausgestaltung einer sicheren und patientenorientierten Überleitung vom stationären in den ambulanten Sektor geben können. Würden diese Rückmeldungen konsequent eingeholt und ihnen der entsprechende Stellenwert eingeräumt, wären wir einer echten Patientenorientierung in der Gesundheitsversorgung einen großen Schritt näher.

Schlüsselwörter
Entlassmanagement, Patientenerfahrung, Patientenorientierung, Versorgungskontinuität, Versorgungsqualität aus Patientensicht

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Zitationshinweis: Stahl, K.: "Entlassmanagement für alle – was sagen die Patienten selbst?“; in: "Monitor Pflege" (MoPf) 04/17, S. 25-31
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Ausgabe 04 / 2017