Sie sind hier: Startseite News „Ein Mangelberuf ist eine Integrationschance!“

„Ein Mangelberuf ist eine Integrationschance!“

09.03.2016 09:48
Zum Auftakt des zweitägigen Gesundheitskongresses des Westens in Köln betonte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bei der Eröffnung am 8. März den weiterhin wachsenden Bedarf an Arbeitskräften im Gesundheitswesen und die Notwendigkeit der kooperativen, interprofessionellen Zusammenarbeit, um eine effiziente Behandlung zu gewährleisten.

Gröhe wies darauf hin, dass im „Autoland“ Deutschland 800.000 Beschäftigte in der Automobilindustrie arbeiten, aber fünf Millionen in der Gesundheitswirtschaft. Um den weiterhin wachsenden Bedarf an Arbeitskräften befriedigen zu können, bedürfe es einer „Fülle von Maßnahmen“. An erster Stelle nannte der Minister bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege. Darüber hinaus sei eine Stärkung der Allgemeinmedizin gegenüber den Fachärzten dringend erforderlich. Eine Verteilung von „90 Prozent Spezialisten und 10 Prozent Allgemeinmedizin“ nannte Gröhe „problematisch“. Sinnvoll wären auch neue „Formen gemeinschaftlicher Berufsausübung“, die vor allem junge Mediziner wünschten: „Wir brauchen mehr von dem, was die Angelsachsen cooperative care nennen“, so Gröhe. Mittels Prävention müsse darüber hinaus das Gesundheitssystem stärker als bisher entlastet werden.

Zum Thema der Anwerbung ausländischer Mediziner betonte Gröhe die Chancen, die sich aus der Zuwanderung ergäben: „Ein Mangelberuf ist eine Integrationschance“, so Gröhe unter Verweis auf viele gut ausgebildete Ärzte, die derzeit als syrische Flüchtlinge nach Deutschland kämen. Einer Anwerbung um jeden Preis erteilte er aber eine Absage: Es verbiete sich, wenn etwa Afrikaner in Deutschland ein Medizinstudium absolviert hätten, zu sagen: „Gehe bitte nicht nach Afrika zurück, Köln braucht dich!“

Die nordrheinwestfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Die Grünen) übte zu Beginn des Kongresses Kritik an der Personalsituation in Krankenhäusern und forderte verbindliche Personalschlüssel. Steffens sieht dabei die Krankenkassen in der Pflicht. Sie erklärte wörtlich: „Menschliche Zuwendung und Pflege kommen aus Personalmangel in vielen Krankenhäusern noch immer zu kurz. Wir brauchen dringend verbindliche Pflegepersonalschlüssel für Krankenhäuser für ein Mehr an Stellen, die dann auch über die Krankenkassen finanziert werden.“

Dr. Johannes Beermann, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, betonte in der Diskussionsrunde der Auftaktveranstaltung, dass im dritten Jahrtausend Mitarbeiterführung anders funktionieren müsse als in Zeiten, „in denen es nur auf Befehl und Gehorsam ankam“. Auch für die Gesundheitswirtschaft gelte, dass Mitarbeiter nur dort gerne arbeiteten, wo Sinnstiftung im Beruf, Wertschätzung der Arbeit und Auskommen in der Bezahlung gesichert seien.

abgelegt unter: ,