Sie sind hier: Startseite News Ambulante Pflege kämpft mit Problemkeimen

Ambulante Pflege kämpft mit Problemkeimen

29.06.2016 13:04
Über die Hälfte aller ambulanten Pflegedienste in Deutschland (57 Prozent) haben im vergangenen Jahr Menschen versorgt, bei denen dokumentiert war, dass sie mit einem multiresistenten Erreger besiedelt waren. Soweit bekannt, kamen ambulante Dienste am häufigsten in Kontakt mit den drei Erregergruppen MRSA (zu 95 Prozent), ESBL-Bildner (zu 25 Prozent) und 3-MRGN/4-MRGN (zu 18 Prozent). Auch der Durchfallerreger Clostridium difficile machte Pflegebedürftigen häufig zu schaffen (18 Prozent).

Diese Zahlen gehen aus einer repräsentativen, deutschlandweiten Umfrage des ZQP unter 400 Leitungskräften von ambulanten Pflegediensten hervor. Unter den befragten Pflegedienstleitungen gibt zudem jeder Vierte (27 Prozent) an, dass die Mehrheit der Mitarbeiter Angst davor habe, sich mit einem Problemkeim zu infizieren.

Die ZQP-Studie zeigt auch, dass Hygienefragen generell alle an der häuslichen Pflege beteiligten Gruppen vor große Herausforderungen stellen. Aus Sicht der ambulanten Dienste ist fehlendes Wissen von pflegenden Angehörigen ein zentrales Problem. Drei Viertel der befragten Pflegedienstleitungen gaben an (76 Prozent), dass dies die Umsetzung der fachlichen und gesetzlichen Hygienestandards bedeutend erschwere.

Doch die ambulanten Pflegedienste sehen auch bei sich selbst Probleme, hygienische Standards wie die Händedesinfektion vor und nach Pflegehandlungen einzuhalten. Laut Umfrage liegt dies in den meisten Fällen daran, dass die Mitarbeiter zu wenig Zeit haben (38 Prozent) oder generell zu wenig sorgfältig sind (24 Prozent). Als weitere Belastungen nannten die Befragten, nicht genügend Personal zur Verfügung zu haben (22 Prozent) sowie Wissensdefizite bei den Mitarbeitern (11 Prozent). Als die drei Hygienethemen mit dem dringendsten Informations- und Schulungsbedarf für Mitarbeiter gaben die Befragten an: Umgang mit Pflegebedürftigen mit Problemkeimen (27 Prozent), Händedesinfektion (20 Prozent) und Wundversorgung (16 Prozent).

Ein weiteres Hindernis könnte sein, dass es zu wenig Raum gibt, um über Hygienethemen zu sprechen. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten berichten, dass Hygieneprobleme aus dem Praxisalltag maximal einmal monatlich im Team angesprochen werden.

Aber auch bei der Abstimmung mit dem Hausarzt hapert es oftmals. 19 Prozent der Befragten beklagen, dass bei dem ersten Kontakt mit einem neuen Klienten kein Austausch mit dem Hausarzt über hygienerelevante Informationen stattfindet, obwohl sie dies für wichtig hielten.

abgelegt unter: