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Wahlversprechen einlösen: Pflegekräfte erwarten eine Aufwertung ihres Berufs

27.09.2017 16:16
Einschneidende Verbesserungen im Pflegebereich - das haben Spitzenvertreter der Parteien im Bundestagswahlkampf versprochen. Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen, fordert die Paul Hartmann AG. Raimund Koch, Leiter Gesundheitspolitik der Paul Hartmann AG, analysiert den Wahlausgang.

Eine wachsende Zahl von Menschen ist im Alltag auf professionelle Hilfe angewiesen. Aktuell gibt es in Deutschland rund 2,9 Millionen Pflegebedürftige. Ihre Zahl wird steigen - nämlich dann, wenn die geburtenstarken Jahrgänge aus den 1950er und 1960er Jahren ins Alter von 75+ kommen.

Die Pflegebranche steht vor enormen Herausforderungen. Schon heute ist von eklatanten Missständen die Rede. Es war ein Pflege-Azubi, der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der ARD-"Wahlarena" am 11. September eine essentielle Frage stellte. "Was wollen Sie konkret gegen den Pflegenotstand tun?", fragte der 21-Jährige in energischem Ton die Kanzlerin. Die Würde des Menschen in deutschen Krankenhäusern und Altenheimen werde "tagtäglich ... tausendfach verletzt". Es gebe Menschen, "die liegen stundenlang in ihren Ausscheidungen". Dieser Zustand sei nicht haltbar.

Alle Parteien sehen Handlungsbedarf in Sachen Pflege

Der Azubi prangerte gravierende Personalengpässe, eine schlechte Bezahlung der Pfleger und Zeitnot in den Pflegeheimen an. Seine Schilderungen vor laufender TV-Kamera galten als einer der emotionalen Höhepunkte im Bundestagswahlkampf. Aber auch schon vorher sahen Politiker in Sachen Pflege dringenden Handlungsbedarf. Diesen Erfolg schreibt sich auch die Paul Hartmann AG auf die Fahnen. Das auf Pflegeprodukte spezialisierte Unternehmen kennt die Belange von Pflegekräften sehr genau - denn in der Praxis seien es die Hartmann-Produkte, die primär angewendet würden. Die Paul Hartmann AG unterstützt nach eigenen Angaben seit Jahren den Deutschen Pflegerat und hilft damit der Pflegebranche, sich mit ihren Anliegen in der Politik Gehör zu verschaffen.

Was bedeutet der Wahlausgang für die Pflege?

Die CDU/CSU

hat in ihrem Wahlprogramm eine "Konzertierte Aktion Pflege" in Aussicht gestellt. "Positiv ist, dass die Union den Begriff geprägt hat und sich den Herausforderungen in der Pflege stellen will", sagt Raimund Koch, Leiter Gesundheitspolitik der Paul Hartmann AG. Derzeit sei aber unklar, was konkret mit einer "Konzertierten Aktion Pflege" gemeint ist. "Im Zuge der anstehenden Koalitionsverhandlungen wird sich nun zeigen, ob und inwieweit es der Union damit ernst ist", betont Koch. So bleibe abzuwarten, ob die Pflege überhaupt Bestandteil des Koalitionsvertrags sein werde.

Die FDP

fordert unter anderem den Abbau von Bürokratie und Dokumentationspflichten. So bliebe den Fachkräften mehr Zeit für die Pflegebedürftigen. Zudem strebten die Liberalen eine integrative Ausbildung der Pflegekräfte an - dies würde ein gemeinsames erstes Ausbildungsjahr und danach spezialisierte Folgejahre bedeuten. Damit sollen die Fachkräfte in die Lage versetzt werden, besser auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen. Raimund Koch von der Paul Hartmann AG sagt: "Nachdem das Pflegeberufegesetz erst zum Ende der letzten Legislaturperiode verabschiedet wurde, wird wohl die Ausbildung der Pflegekräfte nach meiner Einschätzung vorerst kein Thema mehr sein."

Die Grünen

dringen unter anderem auf verbindliche Bemessungsinstrumente bei den Personalbesetzungen in der Pflege. Dazu erklärt Raimund Koch von der Paul-Hartmann AG: "Solch verbindliche Bemessungsinstrumente dürften vorerst unrealistisch sein, da es derzeit nicht genügend Pflegekräfte gibt." Das zeige, wie wichtig es ist, den Beruf attraktiver zu machen - mit einer besseren Bezahlung, mehr Wertschätzung und einer Gleichstellung des Pflegeberufs mit anderen Professionen im Gesundheitswesen. Auch müssten künftig Ärzte und Pfleger mehr auf Augenhöhe miteinander kommunizieren.

Verhandlungen und Rolle der SPD

Kein großes Konfliktpotenzial im Hinblick auf die Pflege - das erwartet Raimund Koch, sollte es zwischen CDU/CSU, FDP und den Grünen tatsächlich zu Koalitionsverhandlungen kommen. Von der SPD, die im Falle eines Wahlsiegs einen "Neustart in der Pflege" innerhalb der ersten 100 Regierungstage in Aussicht gestellt hatte, erhofft sich Koch, dass sie ihre Rolle als stärkste Oppositionspartei im Bundestag ernstnimmt und die neue Regierung zum Handeln in Sachen Pflege antreibt.

Rückblick und Ausblick

Die abgewählte Große Koalition hat in den zurückliegenden Jahren viel erreicht. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuletzt auf die Pflegereformen von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) verwiesen. Durch die Gleichbehandlung von Demenz mit körperlichen Behinderungen und eine genauere Einstufung der Pflegebedürftigkeit schafften diese Reformen Verbesserungen für mehr betroffene Menschen. "Das war richtig und wichtig, die Situation der Pflegebedürftigen zu verbessern", betont Koch. Aber jetzt sei es an der Zeit, auch einmal etwas zugunsten der Pflegekräfte zu tun.

Bild: Der Bundesminister für Gesundheit, Hermann Gröhe (l-r), Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagskandidat Carsten Linnemann und die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer, stehen auf der Bühne am 10.09.2017 in Delbrück (Nordrhein-Westfalen) bei einer CDU-Wahlkampfveranstaltung zur Bundestagswahl. Foto: obs/PAUL HARTMANN AG/Friso Gentsch

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