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Für´s Lebensende: Ambulante Versorgung stärken

20.10.2016 16:50
Die Lücke, die zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft, ist groß: Laut DAK-Pflegereport verbringen zwei von drei Deutschen die letzten Stunden ihres Lebens nicht an dem Ort, den sie sich wünschen. Das AGP Institut Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg hat für die DAK untersucht, welche Wünsche, Vorstellungen und Erfahrungen die Menschen im Bezug auf das Sterben haben. Fazit: Eine Umsetzung des Hospiz- und Palliativgesetzes ist dringend notwendig.

Laut DAK-Pflegereport sagen insgesamt 60 Prozent aller Befragten, dass sie zu Hause sterben möchten. 16 Prozent sind unentschlossen. Nur vier Prozent nennen das Krankenhaus, zwei Prozent das Pflegeheim. Doch die Realität sieht anders aus: Rund 75 Prozent aller Menschen in Deutschland sterben im Krankenhaus oder Pflegeheim. Das sah vor gut 20 Jahren nach Angaben der DAK noch anders aus, denn damals starben 55 Prozent zu Hause und 6 Prozent im Pflegeheim. In den letzten fünf Jahren hingegen starben 32 Prozent zu Hause und 22 Prozent im Heim. Der Anteil derer, die im Krankenhaus starben, ist mit knapp 40 Prozent etwa gleich geblieben.

Viele würden Pflege bis zuletzt übernehmen

Mehr als jeder Dritte würde sich zutrauen, jemanden bis zu dessen Tod zu pflegen. Vor allem Frauen geben das an (41 Prozent). Allerdings ist die Antwort von der Berufstätigkeit abhängig: Von den in Vollzeit beschäftigten Frauen traut sich jede Dritte die Aufgabe zu, von den Teilzeit arbeitenden Frauen ist es schon jede Zweite. Viele Befragte nennen Unterstützung von Angehörigen, Ehrenamtlichen und Professionellen als Bedingung. Der Pflegeexperte Thomas Klie, der den Report wissenschaftlich konzipiert, durchgeführt und ausgewertet hat, sagt: „Der DAK-Pflegereport zeigt eine große Bereitschaft, Pflege auch bis zum Tod zu übernehmen. Doch dafür bedarf es verlässlicher Strukturen vor Ort.“

Denn das Sterben im Krankenhaus steht nicht nur den Wünschen der Menschen diametral entgegen, sondern belastet auch das Solidarsystem. Für den DAK-Pflegereport wurden Daten von gut 60.000 verstorbenen Versicherten ausgewertet, die vor ihrem Tod pflegebedürftig waren. 64 Prozent dieser Personen waren im letzten Quartal vor ihrem Tod im Krankenhaus. Gerade Klinikaufenthalte sind teuer: ihr Anteil an den Gesamtkosten in den letzten drei Monaten des Lebens beträgt 83 Prozent. Die Krankenkasse müsse hier steuernd eingreifen, so Rebscher.

Hospiz- und Palliativgesetz muss umgesetzt werden

Qualitative Interviews mit Menschen, die Sterbende gepflegt und betreut haben, zeigen, dass Klinikaufenthalte oft die Folge insuffizienter Versorgung zu Hause sind. „Der Abbau von Krankenhaus-Einweisungen geht nur mit einem Ausbau und der Re-Organisation ambulanter Versorgung", so Klie.

Neues Angebot: DAK-Pflegeguide

Zur besseren Organisation häuslicher Pflege entwickelt die DAK-Gesundheit jetzt eine spezielle App. Der DAK-Pflegeguide richtet sich an pflegende Angehörige. Er will Antworten auf wichtige Fragen bieten und bei der Berechnung der Ansprüche auf Pflegeleistungen helfen. Außerdem unterstützt die App bei der Vernetzung mit Pflegeorganisationen und Gruppen pflegender Angehöriger in der Region.

Bild: Foto: DAK-Gesundheit/ Fotolia

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