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Den #PflEXIT verhindern: Forderungen des Deutschen Pflegerats an die neue Bundesregierung

13.10.2021 11:27
„Wenn wir eine menschliche und qualitätsvolle Pflege sicherstellen wollen, müssen wir jetzt den PflEXIT verhindern. Das kann nur gelingen, wenn die neue Bundesregierung konsequent Entscheidungen trifft.“ Dies betonte Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates e.V., zur Eröffnung des achten Deutschen Pflegetages am 13.10.2021 vor 1.500 Teilnehmenden vor Ort in Berlin.

Notwendig sind vor allem konkrete Veränderungen, die der Deutsche Pflegerat in vier zentralen Forderungen an die neue Bundesregierung adressiert:

Pflege braucht mehr Eigenständigkeit und Verantwortung.
Pflege ist ein professioneller Heilberuf und das muss sich im Berufsalltag durch mehr Entscheidungsbefugnisse widerspiegeln. Ein Beispiel: Eine Pflegefachperson, die einen Patienten mit chronischer Wunde zu Hause versorgt, könnte Abhilfe schaffen, indem sie die nötigen Heilmittel verschreibt. Doch dies ist Ärztinnen und Ärzten vorbehalten. Wenn gewollt ist, dass Pflegende ihre beruflichen Kompetenzen einsetzen, muss es ihnen möglich sein, Verantwortung für die Versorgung zu übernehmen.

Pflege braucht eine angemessene Bezahlung.
Untersuchungen zeigen, dass die Verantwortungs- und Belastungssituation von Pflegenden anderen Berufen entspricht, die einem Gehalt von 4.000 Euro zugeordnet sind. Die Realität sieht anders aus: Pflegende starten oft mit einem Einstiegsgehalt von 2.400 Euro brutto. Und auch langjährig erfahrene und weiterqualifizierte Pflegende erreichen die 4.000 Euro brutto nicht. Deshalb fordert der Deutsche Pflegerat deutlichere Lohnzuwächse, die das Niveau von 4.000 Euro widerspiegeln.

Pflege braucht bessere Arbeitsbedingungen.
Notwendig ist eine am Bedarf orientierte und verlässlich finanzierte Personalausstattung. Dann werden unter anderem Schichtpläne stabil und Pflegende können mehr als nur Grundlagenversorgung sichern.

Pflege braucht eine starke berufsständische Vertretung.
Die neue Bundesregierung muss die Pflege in politische Entscheidungsprozesse mit einbeziehen, Selbstverwaltungsstrukturen in Rahmen von Landeskammern und einer Bundespflegekammer müssen durchgesetzt werden – das ist keine Frage mehr von Befragungen der Berufsangehörigen, sondern von Rechtssicherheit und einer unterstützenden Politik in Land und Bund. Und auch die Berufsangehörigen selbst müssen erkennen und anerkennen, dass die Organisationsformen der Pflege in Deutschland schon lange defizitär sind.

Die neue Regierung hat viele Aufgaben zu bewältigen – die Pflege müsse zwingend eines der Kernthemen werden. Bereits heute könnten Menschen in den ambulanten Versorgungsbereichen regional zum Teil nicht mehr versorgt werden. In den Kliniken und in der stationären Langzeitversorgung müssten Einheiten geschlossen werden. Pflegende ringten darum, dass angemessen Personal in den Schichten vorgehalten werde, damit überhaupt noch Pflege, die auch dieses Etikett verdiene, geleistet werden könne. Die pflegerisch gute Versorgung der Menschen in Deutschland sei bereits heute gefährdet. Pflege morgen noch in Deutschland anbieten zu können, sei eine politische, aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Auch Jürgen Graalmann, Geschäftsführer und Organisator des Deutschen Pflegetags, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Um den drohenden PflEXIT zu vermeiden, braucht es schnell wirkungsvolle Angebote der Politik zur Stärkung der Attraktivität der Pflege. Pflege muss ihre Interessen aber auch selbstbewusster und zielgerichteter vertreten, um politisch Gehör zu finden! Der Deutsche Pflegetag bietet die zentrale Plattform zum konstruktiven Austausch zwischen Pflege, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und hat in allen Programmteilen die Zukunft des Pflegeberufs im Blick. Dass die Sondierungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung mit dem CityCube im gleichen Gebäude stattfinden wie der Deutsche Pflegetag, sollten die politischen Akteure als Fingerzeig werten. Pflege ist nicht nur in Pandemiezeiten systemrelevant!“

Hier lesen Sie Informationen zu den Forderungen des Deutschen Pflegerates e.V.