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"Thema Pflege spielt im Bundestagswahlkampf keine Rolle mehr"

14.09.2021 15:43
Erst als Schicksalsthema für die nächste Bundesregierung platziert und im Anschluss sang- und klanglos ignoriert. So erlebten beruflich Pflegende nach Ansicht der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) den aktuellen Bundestagswahlkampf der Parteien. Applaus vom Balkon, warme Worte aus allen Parteien und die Betonung, wie wichtig die pflegerische Versorgung der Menschen im Land auch nach der Pandemie für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei. Von zahlreichen vollmundigen Zusagen sei noch nichts Zählbares im Alltag der Berufsgruppe angekommen. Weder verbesserte Arbeitsbedingungen, noch bessere Gehälter oder mehr qualifizierte Kolleginnen und Kollegen. Auch in der neuen Ausbildung kranke es weiterhin an vielen Stellen.

Schaut man auf die aktuellen Themen im Bundestagswahlkampf, müssten Pflegekräfte ernüchtert feststellen, dass diese Probleme die Bundespolitik auch nicht mehr zu interessieren scheinen, meint die VdPB. Lebensläufe und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen spielten im Wahlkampf eine wichtigere Rolle als die pflegerische Versorgung der Menschen im Land und die Menschen, die diese Arbeit leisten. Von der vielfach angekündigten Aufbereitung der Corona-Pandemie sei keine Spur. Mit wenigen Ausnahmen in der bayerischen Landespolitik lasse niemand ernsthaftes Interesse erkennen, Lehren aus der Pandemie zu ziehen.

Und als ob dies nicht bereits schwierig genug wäre, erinnere sich Wahlkämpfer und Staatsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern an Langzeitarbeitslose und eine bereits häufig gescheiterte Idee, mit ihnen gegen die eklatanten Versorgungsprobleme in der Pflege vorzugehen. Getreu dem Motto „Pflegen kann jeder“ bewiesen die Freien Wähler damit endgültig, dass sie für eine inhaltliche Diskussion zum Thema Pflege nicht geeignet seien und Bayerns stellvertretender Ministerpräsident sich und seine Partei dafür disqualifiziere. Für alle beruflich Pflegenden im Land könnten sie somit kein adäquater politischer Ansprechpartner mehr sein.

Die Probleme der Profession Pflege löse man nicht mit alten pauschalen Rezepten. Vielmehr bedürfe es neuer und mutiger Veränderungen, um einem Pflegekollaps noch zu verhindern. Neben attraktiven Arbeitsbedingungen müssten dies vor allem die Übertragung von mehr Verantwortung, die Schaffung neuer Aufgabenfelder und ein klares Bekenntnis zur Selbstverwaltung für beruflich Pflegende sein.

Die VdPB fordert daher alle Parteien im Land dringend auf, die letzten Tage vor der Bundestagswahl nochmals zu nutzen, sich mit den berechtigten Forderungen der beruflich Pflegenden auseinanderzusetzen. Die Politik sei es denjenigen, die eine Hauptlast der Corona-Pandemie immer noch (er-)tragen, den vielen erkrankten oder gar verstorbenen Kolleginnen und Kollegen schuldig, sich endlich ernsthaft und konsequent mit den vielfältigen Problemen zu beschäftigen. Beruflich Pflegende hätten ein Anrecht auf klare Aussagen und fundierte Konzepte für die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung und die nachhaltige Verbesserung ihrer Arbeitssituation. Den Worten müssten Taten folgen – egal wer die nächste Bundesregierung stelle.