VdPB: Generalistische Pflegeausbildung zu Unrecht in der Kritik
Nach Einschätzung des VdPB-Präsidenten sind entsprechende Äußerungen kontraproduktiv und beschädigen das ohnehin schon belastete Image des Pflegeberufs. Die tatsächlichen Ursachen für den Rückgang der Azubi-Zahlen lägen ganz klar woanders. Vergleicht man die Zahlen über die vergangenen Jahre hinweg, erkennt man jeweils deutliche Schwankungen, das Absinken um 7 Prozent ist noch kein Beleg für einen Trend – insbesondere da die Zahlen aufgrund der höheren Aufmerksamkeit durch die Pandemie sowohl 2020 als auch 2021 deutlich angestiegen waren. Inzwischen hinterlassen die demografischen Entwicklungen jedoch Spuren im gesamten Ausbildungsmarkt. In allen Branchen gibt es spürbar weniger Auszubildende. Die Pflege-Azubis selbst stellen der neuen Pflegeausbildung aber ein gutes Zeugnis aus: Eine Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat ergeben, dass die Auszubildenden in der Pflege die Generalistik positiv bewerten.
Die VdPB hält es aus diesem Grund sowohl auf Arbeitgeber- wie auf Verbandsseite für dringend geboten, die Attraktivität der Profession Pflege gemeinsam zu fördern, statt die generalistische Ausbildung zu diskreditieren. „Das Pflegeberufegesetz hat neben der generalistischen Pflegeausbildung mit den vorbehaltenen Tätigkeiten für Pflegefachpersonen einen neuen Schwerpunkt in der Professionsentwicklung gesetzt und damit die berufliche Autonomie in der Pflegepraxis ins Zentrum des Berufsverständnisses gerückt. Wer diesen Umstand dauerhaft in Frage stellt oder verleugnet, schafft keine attraktiven Rahmenbedingungen für Pflegefachpersonen, sondern trägt mehr Verantwortung für die gegenwärtige und zukünftige Personalnot, als es der Ausbildung fälschlicherweise unterstellt wird“, verdeutlicht Sigl-Lehner und ergänzt: „Bei der Einführung einer neuen Ausbildung, insbesondere unter den von der Pandemie verursachten widrigsten Umständen, gleich Perfektion in allen Details zu erwarten ist völlig unangemessen.“ Zudem werde die neue Ausbildung nach gesetzlichen Vorgaben evaluiert, um die zweifellos vorhandenen Probleme und „Kinderkrankheiten“ zu erkennen und gegensteuern zu können. „Die Entwicklung zu einem neuen professionellen Bewusstsein ist schlichtweg nicht mehr umkehrbar und dringend erforderlich. Statt lautstark unbelegte und unseres Erachtens auch unreflektierte Pauschalkritik zu üben, sollten jetzt alle Akteure ihre Energie darauf verwenden, die Ausbildung zu einem Erfolgsmodell zu machen. Es liegt auch und gerade in deren Mitverantwortung, für eine gute Ausbildung zu sorgen und endlich ein positives Bild der Pflege in die Öffentlichkeit zu tragen, um so das Ansehen des Berufs zu stärken“, stellt Sigl-Lehner klar