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Studie: "Die Bevölkerungspräferenzen zu kennen ist wesentlich"

06.04.2017 12:12
Wissenschaftler am Hamburg Center for Health Economics (HCHE) haben erforscht, wie Menschen im Falle einer Pflegebedürftigkeit leben wollen. Auch die Lebensqualität von Menschen mit Demenz, die in einem Pflegeheim leben, war Gegenstand der Untersuchung. Diese Pflegestudien wurden am 5. April im Rahmen der Veranstaltung „HCHE Research Results live“ erstmals vorgestellt.

In einer Befragung von Angehörigen und Pflegepersonal zeigt sich, dass Bezugspflegepersonen die Lebensqualität der BewohnerInnen mit Demenz signifikant positiver einschätzen als die Angehörigen. Die Lebensqualität der BewohnerInnen mit Demenz ist zudem höher in Einrichtungen, die sich räumlich und personell auf diesen Personenkreis angepasst haben. Aber Pflegeheime können zum Beispiel auch durch die Förderung der Selbständigkeit ihrer Bewohner direkt Einfluss auf die Lebensqualität nehmen.

In den eigenen vier Wänden alt werden, das wünschen sich fast 90 Prozent der Bevölkerung, wie eine repräsentative Bevölkerungsbefragung von Personen über 65 Jahren ergab. Mehr als jeder Zweite könnte sich alternativ eine Einrichtung für Betreutes Wohnen vorstellen. Nur für jeden Dritten ist dagegen das Wohnen bei Angehörigen oder ein Pflegeheim eine Option. Abgeschlagen mit nur rund fünf Prozent liegt die Pflege im Ausland. Dabei gibt es verschiedene Einflussfaktoren: Menschen mit höherer Bildung entscheiden sich eher für Betreutes Wohnen, männliche Senioren bevorzugen den Wohnort der Angehörigen, während heute noch jüngere Menschen sich später eher eine Auslandspflege vorstellen können.

Qualität ganz vorne

Befragt wurden auch Personen zwischen 45 und 64 Jahren zu den wesentlichen Aspekten von Dienstleistungen der ambulanten Pflegedienste. Dabei zeigte sich, dass die Qualität der Pflege für die Befragten das wichtigste Merkmal ist, während ein größeres Leistungsangebot (beispielsweise mehr Service und Flexibilität) von den Befragten nicht eindeutig bevorzugt wurden. Auch gibt es für zusätzliche Pflegestunden nur eine relativ geringe Zahlungsbereitschaft: im Durchschnitt liegt diese bei neun Euro pro zusätzlicher Pflegestunde und damit nur 16 Cent über dem aktuellen Mindestlohn. „Die Bevölkerungspräferenzen zu kennen ist wesentlich für künftige Reformen der Pflegeversicherung und führt letztendlich zu einer Verbesserung der Versorgung“, so Prof. Dr. Hans-Helmut König vom HCHE.

Mehr Lebensqualität in demenzgerechten Einrichtungen

Eine besondere Herausforderung stellt die zunehmende Anzahl von Menschen mit Demenz dar. „Durch die Pflegestärkungsgesetze und den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff profitieren Pflegebedürftige, insbesondere Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie einer Demenz, von deutlichen Leistungsverbesserungen. Die Weichen für eine moderne und bedarfsorientierte Pflege sind gestellt“, so Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks.

HCHE-Forscher haben in diesem Zusammenhang die Lebensqualität von Demenzpatienten in Hamburger Pflegeheimen untersucht. Dabei wurden sowohl Angehörige als auch die Bezugspflegepersonen gebeten, die Lebensqualität der BewohnerInnen mit Demenz einzuschätzen. Es zeigt sich, dass die Selbständigkeit der Menschen mit Demenz einen wichtigen Effekt auf die Lebensqualität hat. Je selbständiger sie sind, desto höher ist die Lebensqualität. Dagegen führen herausfordernde Verhaltensweisen der BewohnerInnen, wie Ängste oder Depressionen, zu einer geringeren Lebensqualität.

Neue Erkenntnisse liefert auch der Vergleich der Einschätzungen von Pflegenden und Angehörigen. Pflegepersonen schätzen die Lebensqualität ihrer BewohnerInnen mit Demenz in allen Dimensionen höher ein als die Angehörigen. Die befragten Pflegenden sind der Meinung, dass sich ihre BewohnerInnen mit Demenz im Großen und Ganzen im Pflegeheim zu Hause fühlen und wesentlich zufriedener sind als ihre Angehörigen dies empfinden.

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