Sie sind hier: Startseite News dip: Pflegeberufsgesetz als „historische Chance“

dip: Pflegeberufsgesetz als „historische Chance“

08.12.2015 13:42
Prof. Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) begrüßt den lang erwarteten und nun vorliegenden Referentenentwurf des Pflegeberufsgesetzes. Die Zusammenführung der bislang nebeneinander bestehenden drei Pflegeausbildungen (Altenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflege) zu einem neuen Pflegeberuf und die Einführung grundständiger Pflegestudiengänge folgten in der Konsequenz dem aktuellen Forschungsstand und ermöglichten die internationale Anschlussfähigkeit.

Weidner weist darauf hin, dass „eine Reform, die wirklich etwas bewegen will, neben den Chancen immer auch offene Fragen mit sich bringt, sonst wär sie ja keine Reform“! So gäbe es noch Fragen, die sich auf die zukünftige Entwicklung der Zahlen an Auszubildenden und Studierenden, auf die Umsetzung der praktischen Ausbildung oder auf den Übergang der Absolventinnen und Absolventen in das Beschäftigungssystem nach der Ausbildung beziehen. Daher wird vom dip auch begrüßt, dass der Referentenentwurf bereits Schritte zur Überprüfung vorsieht. Weidner empfiehlt, hier nicht zu kurz zu springen und noch offene Fragen, die aus dem Bauch heraus nicht zu beantworten seien, in eine umfassende, mindestens fünfjährige Begleitforschung und Evaluation aufzunehmen.

Weidner: „Das ist unsere Erfahrung: Wer etwas verändern will, braucht erstens einen Plan und zweitens eine Idee, wie man den Plan anpassen kann, wenn sich auf dem Weg neue Herausforderungen stellen! Wir nennen das in der Forschung den Zusammenhang von Konzept, Umsetzung und Evaluation!“ Dann sei auch klar, dass Fragen, die man heute noch nicht beantworten könne, nicht gleich das gesamte Projekt gefährdeten. Diese Fragen könne man oftmals durch eine begleitende Evaluation beantworten.

Angesichts eines sich in den letzten Jahren immer weiter verschärfenden Fachkräftemangels in der Pflege könne es nach Auffassung von Weidner aber kein „weiter so“ im alten System geben. Auch solle man sich nicht über die steigenden Zahlen an Schülerinnen und Schülern in der Altenpflege in den vergangenen drei Jahren täuschen lassen. „Das ist ein einmaliger Kraftakt gewesen, dessen Wirkungen und Nachhaltigkeit wir noch nicht absehen können, der aber ohne grundsätzliche, strukturelle Veränderungen im System so nicht durchgehalten werden kann“, sagt Weidner. Mit Blick auf die Behauptungen, dass die Auszubildenden zukünftig nicht mehr lang genug in ein und demselben Betrieb seien, fordert er, dass betriebliche Interessen nicht gegen Bildungsinteressen ausgespielt werden dürften. Weidner: „Es geht doch nicht nur um drei Jahre Berufsausbildung! Es geht um den Start in ein ganzes Berufsleben!“.

abgelegt unter: ,