Studie: Kliniken wollen 30.000 neue Pflegestellen schaffen
Deutschlandweit wollen sie allein in der Pflege rund 30.000 Stellen bis Ende des Jahres aufbauen. Doch 2018 suchten nur rund 11.000 Fachkräfte eine Arbeitsstelle; Deutschland fehlen also aktuell bereits rund 20.000 qualifizierte Arbeitnehmer für die Pflege im Klinikbereich. Im Rahmen der Analyse haben die Experten der Unternehmensberatung Vorstände und Geschäftsführer der 400 größten deutschen Krankenhäuser befragt.
"Diese Zahlen verdeutlichen den akuten Personalmangel in deutschen Krankenhäusern", sagt Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. "Das ist aber bei weitem nicht die einzige Herausforderung für die Kliniken: Demografischer Wandel und der medizinisch-technische Fortschritt haben die Umsätze steigen lassen. Doch diese Ära des Wachstums neigt sich dem Ende entgegen. Stagnierende Fallzahlen werden den Wettbewerb deutlich intensivieren und vermehrt zu Kooperationen oder Fusionen führen."
Attraktivere Ausbildung, gezieltes Marketing und ausländisches Personal für mehr Fachkräfte in der
Pflege
Der Fachkräftemangel betrifft sowohl kleinere Häuser in ländlichen Gebieten als auch größere mit Wachstumsambitionen. Den geplanten Stellenaufbau in der Pflege wollen sie mit vielseitigen Maßnahmen vorantreiben: "Verstärktes Marketing, attraktivere Konditionen, mehr Ausbildungsplätze sowie die Suche nach Personal aus dem Ausland stehen im Vordergrund", erklärt Oliver Rong, Partner bei Roland Berger.
Darüber hinaus, so die Studienautoren, könnte die "Generalistik"-Reform der Bundesregierung einen positiven Effekt nach sich ziehen. In ihrem Zuge werden ab 2020 drei verschiedene Ausbildungen zusammengelegt. Die Kliniken erhofften sich so, mehr junge Menschen für die Pflege zu begeistern.
Investitionen in Digitalisierung verfehlen die erhofften Effekte
Allerdings suchten die Kliniken noch nach den geeigneten Mitteln, um sich finanziellen Spielraum für die Ausgaben für Personal und Infrastruktur zu verschaffen. In diesem Kontext blicken die Befragten skeptischer als im Vorjahr auf Digitalisierungsmaßnahmen. Nur 72 Prozent der Verantwortlichen versprechen sich einen positiven Niederschlag in der Bilanz. Im vergangenen Jahr waren es noch ganze 93 Prozent.
"Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass Investitionen in die Digitalisierung in den vergangenen Jahren noch nicht den erhofften Erfolg erzielt haben", so Rong. Die digitale Transformation stellt nach Ansicht der Studienteilnehmer eine erhebliche Zusatzbelastung für die Organisation dar. Weiterhin bemängeln die Kliniken fehlende Standardisierung und politische Vorgaben in diesem Kontext.
"Interessant ist, dass die von uns befragten Krankenhäuser das größte Verbesserungspotenzial in ihrer strategischen Ausrichtung sehen, was sich auch mit unseren Erfahrungen deckt", erklärt Magunia. "Gerade Themen wie Standortwahl oder Medizinportfolio stehen hierbei im Fokus. Wollen die Kliniken diese Hebel zur Verbesserung ihrer Ergebnisse ausschöpfen, müssen sie allen voran ihre Ziele klar kommunizieren, um die eigenen Mitarbeiter als Unterstützer zu gewinnen."