Herausforderung Pflege: "Zukunftsfähige Modelle entwickeln"
„Viele Pflegebedürftige können sich schlichtweg keine 24-Stunden-Pflege durch einen Pflegedienst leisten“, so Mehmecke. Die ausländischen Betreuungskräfte arbeiteten oft unter prekären Bedingungen bis hin zu Schwarzarbeit. Sowohl aus ethischer als auch aus pflegefachlicher Sicht sei Schwarzarbeit in der Pflege nicht zu tolerieren. Oft stünden die meist aus Osteuropa stammenden Frauen rund um die Uhr zur Verfügung. Sie erbrächten pflegefachliche Leistungen, häufig ohne über die entsprechenden Qualifikationen zu verfügen. Viele der Betroffenen arbeiteten ohne Versicherungsschutz und ohne Anspruch auf Sozialleistungen.
Um zukünftig Menschen aus dem Ausland legale Beschäftigungsmöglichkeiten in Deutschland zu bieten, müsse die Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse vereinfacht und beschleunigt werden. Politik und Leistungserbringer müssten Ideen und Konzepte entwickeln, die eine legale Beschäftigung ausländischer Hilfskräfte und Pflegefachpersonen ermöglichten. Einerseits müssten Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen künftig noch intensiver unterstützt und begleitet werden. „Häufig sind bereits vorhandene Hilfsangebote nicht bekannt oder werden nicht in Anspruch genommen“, sagt Mehmecke. Andererseits dürfe häusliche Pflege Pflegebedürftige und ihre Familien finanziell nicht überfordern.
Politik, Kostenträger und Leistungserbringer stünden gemeinsam mit den Pflegekammern in der Verantwortung, zukunftsfähige Modelle zu entwickeln. Ein erfolgsversprechender Ansatz ist das Modellprojekt der "Gemeindeschwesterplus" aus Rheinland-Pfalz. Im Vordergrund steht hierbei die aufsuchende und präventive Beratung durch Pflegefachpersonen. Gemeinsam mit hochbetagten Menschen, die selbstständig leben und wohnen, werden Strategien zur Stärkung der gesundheitsförderlichen Maßnahmen und zur Minimierung von gesundheitlichen Risiken entwickelt. Die betroffenen Familien und Pflegebedürftigen brauchten soziale Unterstützung, Beratung, Orientierung und sorgende Netzwerke. „Dieses Modell könnte dazu beitragen, die Situation der häuslichen Pflege auch in Niedersachsen deutlich zu verbessern“, betont Mehmecke.
Hier gehts zur Studie "Zuwanderung und Digitalisierung" der Bertelsmann Stiftung.